Zwischenzeit

Seit wir uns das letzte Mal gemeldet haben, ist einiges geschehen. Am Donnerstag sind wir in Port Gruissan aufgebrochen. Bei schönem Segelwind ging es weit hinaus auf´s Meer, denn wir mussten sowohl die Untiefe direkt vor Gruissan, als auch später das berüchtigte Cap Creus bewältigen. Unterwegs haben wir Delphine gesehen, oft ist es so, wenn die Zeit lang wird, sehnt man sich nach Abwechselung und da sind die possierlichen Tierchen genau das Richtige. Der Tag war lang, viele Großfischer haben unseren Weg gekreuzt. Doch am Ende der Anstrengung von über 55 SM haben wir die spanische Grenze übersegelt, das Cap Creus ganz easy bewältigt, denn mittlerweile war der Wind eingeschlafen und wir sind einfach so um das Cap herumgefahren. Auf spanischer Seite gibt es viele Buchten, in denen man ankern und übernachten kann. Das haben wir dann auch so gehandhabt, denn wir hatten einen Plan: das Wetterfenster war gut und es sollte hier oben perspektivisch wieder sehr viel Wind geben, daher beschließen wir, dass wir nach Mallorca segeln. Bis zum Cap Formentor sind es 146 SM. Ich koche Nudeln für 2 Tage, sodass wir am ersten Abend in der spanischen Bucht nahe Cadaquez, wo Dali lebte, Nudeln mit frischem Gemüsesugo essen konnten. Der Rest kommt in die Kühlung, es werden Brote für den nächsten Tag vorbereitet, Kaffee gemahlen, natürlich von Hand und alles bereitgestellt für den nächsten Tag.

Die Nacht war nicht so ruhig wie erhofft, daher stehen wir morgens auf, und essen ein Brot und los geht es. Ehrlich gesagt, war mir vor dieser großen Distanz etwas bange, aber wenn wir nach Mallorca wollen, ist immer mehr als ein ganzer Tag zu segeln. Mit schönem Wind von achtern und unter Großsegel und Genua schaffen wir es, bis kurz vor 14 Uhr zu segeln, danach schläft der Wind ein und wir müssen motoren. Einen Vorteil hat das Motoren, wir können den Autopiloten einstellen und uns ganz den sonstigen Bedürfnissen widmen: etwas essen, lesen und natürlich auch wieder den Delphinen zusehen, die mit unserem Boot spielen wollen. Frank ist natürlich ganz in seinem Element und es reizt ihn, endlich den Wassermacher in Dienst zu stellen. Nach einigen Tests gelingt es ihm tatsächlich und so haben wir abends die Wassertanks voll und auch die BPA freien Trinkflaschen gefüllt. Unterwegs sehen wir riesige Containerschiffe und natürlich auch Kreuzfahrer. Frank wirft die Angel aus, leider sollten wir am ersten Abend einen Rapalla verlieren und gefangen wurde auch nichts. Während meiner Freiwache mache ich uns die Nudeln warm und ich kann Euch sagen: mir hat noch nie etwas so hervorragend geschmeckt. Danach bereiten wir uns für die Nacht vor, da Frank den ganzen Tag gearbeitet hat, werde ich die erste Nachtwache übernehmen, damit er etwas schlafen kann. Die Kleider für die Nacht sind bereitgelegt, denn tagsüber ist es so warm, dass nur Sonnenschutz getragen wird, je leichter und dünner, desto besser. Der Mond geht auf, die Sonne geht unter und sie ist glutrot. Während meiner Zeit der Wache passiert nichts, Frank fröstelt und ich gebe ihm seine Geheimwaffe 1, ein dünnes Windjäckchen ohne Arme und decke ihn damit zu. Land ist mittlerweile nicht mehr zu sehen.  Die Nacht nimmt ihren Lauf, Frank übernimmt die Wache und ein gigantischer Nachthimmel präsentiert sich uns: unglaublich, was es ausmacht, wenn es keine Lichtverschmutzung mehr gibt. Die Milchstraße ist klar und deutlich zu sehen. Um 4 Uhr geht die Venus rot und leuchtend auf. Geschlafen habe ich nicht viel, dazu ist einfach zuviel Adrenalin im Blut, doch die Tatsache, wie schön dieses weite Meer ist und die Natur um uns herum, entschädigt für alles. Noch vor dem Frühstück kommen unsere Freunde, die Delphine wieder zum spielen und dank Autopilot, können wir ihnen dabei auch zusehen. Es wird immer heller, Segelboote und Kreuzfahrtschiffe kreuzen unseren Kurs 180°. Das Frühstück wird eingenommen und ich übernehme die Wache. Vor uns erkennen wir die Nordseite von Mallorca. Das trügerische dabei ist, bis wir endlich am Cap Formentor sein werden vergehen noch viele Stunden. Es kommt Wind auf und wir nützen die Chance, das Segelboot wieder seiner Bestimmung, dem Segeln, zu überlassen. Glücklich und zufrieden und ehrlich gesagt auch mächtig stolz, werfen wir nach 155 SM und 29 Stunden den Anker in der Bahia de Pollenca. Kaum liegt der Anker auf dem Boden, springen wir ins Wasser und stellen fest, das Wasser ist extrem warm. Abkühlung fühlt sich anders an, doch wir genießen das Planschen und versuchen danach, das Boot mit allen Mitteln und Tricks herunterzukühlen. Ein echt schwieriges Unterfangen, denn durch das lange motoren, wurde es ganz schön warm im Boot. Den Tag lassen wir bei einem leckeren Risotto und Salat und natürlich einem guten Glas Rotwein ausklingen.

Am Sonntag wird das Dingi aufgeblasen und ins Wasser gelassen. Sonntags ist Markt in Pollenca und unsere Vorräte an Gemüse und Obst sind fast aufgebraucht. Der Skipper fährt die Eignerin an Land. Da diese sich denkt auszukennen, setzt sie sich an den Busbahnhof und wartet auf den Bus, der eigentlich um 10 Uhr fahren soll. Eigenartigerweise passiert jedoch nichts, kein Bus und immer mehr Menschen ordern ein Taxi. Ich schließe mich letztlich zwei Engländerinnen an und wir teilen uns das Taxi, so komme ich für 2 € nach Pollenca, der Bus hätte 1,50€ gekostet. Der Verlust hält sich  in Grenzen. Die Einkäufe sind erledigt, ich lasse mich aber noch etwas durch die Gassen treiben, denn seit Donnerstag früh hatte ich keinen Landboden mehr unter den Füßen. Zurück geht es mit dem Bus und am Dingihafen nimmt mich ein besorgter Skipper in Empfang. Es gab unterwegs Probleme mit dem Dingi und das Boot steht Kopf: die Backskiste wurde komplett ausgeräumt und neu sortiert. Danach die Vorpiek und dazwischen immer wieder schwimmen, weil es echt heiß ist. Der Dingi Motor wird überprüft und der crazy Skipper tourt wie der goldene Reiter mit seinem Dinigi durch die Bucht, danach mache ich eine Spritztour, alles gut. Frank hat heute seinen Arbeitstag und geht nun auch noch den quietschenden Keilriemen an. Das Gefluche ist weit  zu hören, denn der Motorraum ist eng und es müssen 4 Riemen ausgebaut und später wieder eingebaut werden. Ich gebe Hilfestellung und als alles erledigt ist und der Keilriemen auch nicht mehr quietscht, gibt es zur Belohnung ein kaltes Bier. Wir genießen die Bucht und schwimmen, was das Zeug hält. Zufrieden geht ein arbeitsreicher Sonntag zu Ende. Die Stille des Abends und die Abkühlung der Nacht lassen einen tiefen und erholsamen Schlaf zu.

Morgens zeige ich Frank die neue Busabfahrtstelle, weil wir planen, mal von hier wegzufahren. Auf dem Rückweg streikt der Dingimotor erneut. Die Eignerin wird patschnass, wie schon am Vortag, daran müssen wir noch arbeiten: grins!

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9 Kommentare zu „Zwischenzeit“

  1. Hätte ich euch sagen können, war aber auch angesagt. Aemet.es ist die Wetterseite für Spanien bis zu den Kanaren. Schade, hätte Euch gerne nochmal gesehen. In Gibraltar nicht einfach so durchfahren, Gezeiten beachten! Handbreit und fair winds, Eva und Frank
    PS: Die Boote halten mehr aus als wir

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    1. Auf Aemet, Windy und Grib waren zwischen 16 und 26 knoten Wind angesagt. Zumindest für das Fenster, indem wir nach Andratx fahren wollten. Selbst 30 hätten wir bei dem Kurs händeln können. Dass es dann viel früher kam und dann noch so heftig, war nicht vorherzusehen. Der Hafen und die Bucht von Soller war vollgestopft mit Booten. Wir haben heulende Segler reinkommen sehen. Die Wellen waren wirklich beängstigend. Ich hoffe, dass uns und Euch sowas nicht wieder ereilt.
      Liebe Grüße

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      1. Oh je Moritz, wir hatten mal ein schlimmes Segeln von Ibiza nach Andraitx. EINE STÄRKE 7 VON HINTEN. Unser kleines Boot, damals 6,45m war im Wellental der Mast nicht mehr zu sehen.
        SCHADE, das wir Euch nicht mehr treffen werden. Wir gehen morgen nach Alcudia. Liebe Grüße an Frau und Kinder. Alles Gute für Euren Törn und allzeit Leichtwindsegel. EVA UND Frank

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  2. Liebe Eva, lieber Frank;
    Wir sind gerade am Stockweiher und machen unseren wohl verdienten Urlaub. Wie ihr mich kennt, bin ich auch immer wieder am „Knoddeln“ und komme kaum zum Segeln. Irgendetwas mache ich falsch. Ein schönes Buch lesen brauche ich gar nicht. Ihr schreibt so schön vom „Alltag“ da benötige ich gar kein Buch. Macht weiter so und viele tolle Erlebnisse. Liebe Grüße Stephan und Anja

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    1. Hallo ihr zwei, der Alltag ist knoddeln! Gesegelt wird nur von Ankerplatz zu Ankerplatz mit tagelangen Knoddelpausen. Lieben Dank noch für das Olivenöl (fast finished, top Dose!) und das Salz. Erholt Euch, LG Eva und Frank

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  3. Hallo Ihr Zwei,
    Wir liegen eine Bucht weiter in Alcudia vor Anker 🙂
    Liebe Grüße von der Familie gegenüber aus Port Napoleon (Juli)

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      1. Wir sind gestern nach Andratx aufgebrochen. War keine gute Idee. Wir hatten bis 40 kn Wind und 5 Meter Welle draußen. War Schwerstarbeit mit Angstschweiß. Haben uns in die Bucht von Soller gerettet. Nach einer unruhigen Nacht sind wir heute durch noch immer sehr hohe Wellen in Andratx angekommen. Angesagt waren 20 Knoten Wind 😦 Wir müssen am 18. in Almerimar sein, von da aus weiter auf die Kanaren.

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