Das Lotterleben neigt sich seinem Ende zu, die Eignerin kommt zurück an Bord. Passend dazu steht der nächste Mistral wieder vor der Tür und so verhole ich zum letzten Mal an den Stadtkai von Olbia, wo Klaus freundlicherweise Hans-Hugo bittet 2 m zurückzusetzen und ich kann mich in die vergrößerte Lücke kuscheln. Mittlerweile mutiert Olbia schon fast zur zweiten Heimat und so wird die Wartezeit überhaupt nicht langweilig, immer mal ein Plausch mit den Nachbarn, Bierchen und gemeinsames Abendessen inklusive.
Nachdem Eva mit reichlich Verspätung eingetrudelt ist segeln wir nach Arranci zum Einkauf, Wäsche waschen und ankommen, verlegen später kurz in den Süden und brechen bei optimalen Bedingungen auf nach Korsika. Vorbei an den Schönen, den Reichen und den ganz schön Reichen in Porto Cervo einschließlich Regatta der 80 Fuß aufwärts Segelyachten mit gefühlt 20 Mann Besatzung.
Ein Vermögen an der Kreuz
Schlimm sind jedoch die Motoryachten, die mit Minimalabstand völlig ignorant Wellen wie Tsunamis produzieren und unsereiner macht sich Gedanken um Nachhaltigkeit, Müllvermeidung, Ressourcen schonen. Da läuft doch gewaltig was schief auf unserer Murmel.
Nach einem Stopover bei Cannigione für die Nacht, angereichert mit immerhin cooler, nichtsdestotrotz jedoch ziemlich lauter Mucke am Abend, segeln wir anderntags durch das Gewusel zwischen Sardinien und den vorgelagerten Maddalenas über die berüchtigte Straße von Bonifacio zu genau diesem Ort. Wollten wir immer schon und wer weiß wann wir wieder in dieser Gegend sind.
Ja wo isse denn die Einfahrt?
Da isse
Tatsächlich sehr spektakuläre Einfahrt in diesen Naturhafen und da wir vorab gebucht und angezahlt hatten, weist uns der Marinero nach meinem perfekt französischen Funkspruch unseren Platz zu. Wow kann ich nur sagen, die Kulisse hat was.
Windzerzauste Eva
Sinnierender Frank mit Blick auf den Hafen
Direkt mal nach oben gestiefelt, genießen wir den Blick nach Süden und treffen auf dem Abstieg die Crew der ARCTIC QUEEN, sie ankern der Kosten wegen in einer Bucht ums Eck, sie sollten 400€ die Nacht zahlen.
Desiree und Gus, Zufälle gibts
Kurzer Plausch, sie machen die Stadt im Eildurchlauf und wollen möglichst bald zurück an Bord, der Wind nimmt nun kontinuierlich zu und dafür ist diese Ecke (Düseneffekt zwischen den hohen Bergen Sardiniens und Korsikas) bekannt. Wir werden sie im Winterhafen wieder treffen.
Eine besondere Note hat das Hafenkino am Nachmittag. Fast ausschließlich Charterer, die mit dem Wind und der Enge des Manöverraumes, gewürzt mit der Vielzahl an Ausflugsbooten rein und raus, oft kurz vor dem Desaster sind. Zwischendrin die Marineros mit ihren Aludinghies, die sehr bestimmt die Yachten durch die Gegend schieben. Muss so sein, ansonsten werden die Schäden doch arg heftig, wie gesagt herrliches Kino. Da wir 3 Tage bleiben wollen, können wir uns ganz entspannt die Altstadt anschauen, anderntags über die Klippen gen Osten laufen, Urlaub sozusagen.
Im Hintergrund Bonifacio
Sardinien in der Ferne
Der Rückweg in umgekehrter Reihenfolge führt uns nach einer knappen Woche wieder zurück in die Cala Cirgolu, hier treffen wir auf die INFINITY (Jost wird 60), die TUTTO BENE mit Uli und Layla (Labrador) und JULIMAR, mein Angelfreund Andreas und Astrid.
Fröhliche Runde, der zweite von links ist der Jubilar
Zwischenzeitlich verabschiedet sich die Borddurchführung für das aufgesalzene Wasser aus der Umkehrosmose und rinnt fröhlich durch die Backskiste in meinen heißgeliebten Motorraum, unschön. Kunststoffdreck, hielt jetzt 7 Jahre und kein Ersatz an Bord. Mc Guyver findet eine Interimslösung im Fundus und alsbald kann die gesamte Backskiste (was ist da ein Zeug drin) wieder eingeräumt werden, während sich die Windeln um die Entwässerung im Motorraum kümmern.
In der Tiefe des Raumes
So langsam wird es aber Zeit für die Rückfahrt nach Sizilien, die Zicke von Außenborder raubt mir meinen letzten Nerv, insofern möglicherweise mit Umweg über Malta, da liegt der neue Motor angezahlt bereit zur Abholung.
Mercury, 9,9 Pferdchen, 2-Takt, illegal zwar, da die Dinger theoretisch in der EU seit geraumer Zeit nicht mehr an Privatpersonen verkauft werden dürfen, aber Scheiß drauf, der wiegt nur 26 kg und das zählt.
Die Fahrt nach Süden entlang der Ostküste verlief wenig spektakulär, wenn man davon absieht, dass in der Anfangsphase der Motor mitlief wegen wenig Wind, Strommangel und der Wassermacher 5 Stunden lang produzieren musste, da die letzten Tage nur bedeckt waren. Ansich halt, käme da nicht eine Menge weissen Rauches aus dem Auspuff (von wegen habemus papam oder so, auch nicht habemus neuen Außenborder) und der Gummischlauch nebst Schalldämpfer (aus Kunststoff!) ziemlich heiß wurden. Drehzahl vermindern und Zuluft für den Motorraum auf die Sensibelchen geführt, lässt uns aber doch spät und in völliger Dunkelheit wohlbehalten in Santa Maria di Navarese ankommen. Uff!
Neue Baustelle, der äußere Kühlkreislauf bringt zu wenig Wasser und der kläglich Rest, der nach dem Abgaswärmetauscher in den Auspuff eingeleitet wird, verdampt größtenteils. Seewasserfilter, hatte ich unterwegs schon gecheckt, isses nicht. Der Impeller auch nicht, der Ölkühler isses. Fast komplett dicht, kein Wunder also. Mit viel Zitronensäure und jeder Menge Frischwasser wird das Problem gelöst und alles wieder in Butter.
Der Schlingel, zuletzt gereinigt in Cartagena, Anfang ’20
Pustekuchen. Am Tag darauf schwabbelt Wasser im Motorraum, Süßwasser Gott sei Dank, also nicht von der Inspektion des Impellers verursacht. Es ist die Druckwasserpumpe, die leckt wie Bolle. Weiterfahrt also wieder um einen Tag verschieben, Ersatzpumpe rauskruscheln und das System umbauen, da die Anschlüsse natürlich komplett anders sind. So wird aus dem leitenden der leidende Inscheniör an Bord, es ist heiß wie in der Sauna im Hafen und natürlich auch im Schiff.
Der alte Hobel, wahrscheinlich 23 Jahre alt und keine Ersatzteile mehr erhältlich
Die Neue läuft leiser
Echt Zeit fürs Winterlager, die Ersatzteile und die Nerven gehen langsam zu Ende.
Viele deutsche Boote im Hafen, als Nachbar gar der stellvertretende Vorsitzende unseres Segelvereines Trans Ocean, lassen aber die Zeit, in der ich mal nichts reparieren muss, schnell verfliegen.
Tip unserer Nachbarn, Kartoffelpizza in der Strandbar
Der weitere Weg, diesmal segelnd, führt uns nach Villasimius. Im letzten Büchsenlicht ankommend, finden wir in jeder Ecke nur fürchterlich rollende Boote, also kurzerhand in die Marina, dann zwar wieder in der Dunkelheit, aber das wird uns langsam zur Gewohnheit. Ruhig schlafen ist essentiell, erst recht wenn die Überfahrt über Nacht ansteht.
Südostecke Sardiniens
Kleines Castello
Morgen (Mittwoch der 27.09.) sollte der Nordwind nachlassen, zur Zeit sind es noch 6 bft und 1,5 m Welle, das braucht hier an Bord niemand, gute Bedingungen zum Segeln und natürlich auch Fischen. Eva hat bereits für das leibliche Wohl gesorgt, wir werden nicht hungern auf den 160 SM.
Werde berichten,
Frank