Gestern war Europawahl und das Ergebnis macht mir Angst. All die Rechtspopulisten, die gewonnen haben. Wo wollt ihr hin? In die Nationalstaaten zurück? Keine Reisefreiheit, weil kein Schengenraum, keinen Euro und wieder alle Nationalwährungen? Das kann doch nicht euer Ernst sein. Wir verlieren einen großen Wirtschaftsraum und jeder kocht wieder sein eigenes Süppchen? Das wird nicht funktionieren sage ich euch. Ich will Reisefreiheit und den Euro. Ich lebe mitten in Europa und die meisten Amerikaner beneiden uns für die EU und unsere Entwicklung. Sie müssen alle 180 Tage für 90 Tage als Personen raus aus der EU. Jeder, der wie wir auf dem Boot lebt oder gerne länger reist, genießt diese Freizügigkeit. Glückwünsche an alle, die ein politisches Mandat errungen haben, die in meinem Bekannten-und Freundeskreis wissen, wer gemeint ist. Strengt euch an, sprecht die Menschen an und holt alle mit ins Boot, dann werdet ihr Erfolg haben. Macht keine Politik für wenige, sondern für alle: für die Menschen, für die Natur und Umwelt, für eine bessere Zukunft.
Doch genug politisiert! Erlebt haben wir die letzten Tage auch vieles. Am letzten Mittwoch sind wir von Catania nach Naxos gesegelt, ehrlicher wäre, motort. Dort haben uns die Freunde Chris und Clint mit Zena erwartet. Eine unruhige Nacht mit ganz viel Geschaukel hat die Freude über das Wiedersehen etwas getrübt.
Am nächsten Morgen stand Landgang an, mit Chris gemeinsam ging es ans Proviantieren. Naxos ist ein kleines Dörfchen in der Nähe von Taormina und die ersten Strandtouristen haben sich eingefunden, es gibt schöne Strandabschnitte und einen archäologischen Garten, denn Naxos war die erste griechische Siedllung auf Sizilien. Abends hatten wir Chris und Clint zu Gast an Bord, bei griechischem Käsesalat und Penne mit Salsicce ließen wir es uns gut gehen. Zena verließ am nächsten Morgen die Bucht und wir machten uns mit dem Bus auf nach Taormina, hoch oben am Berg gelegen. Da Castelmola noch höher gelegen ist und über eine normannische Burg verfügt, stiegen wir in Taormina direkt in den nächsten Bus und ließen uns über abenteuerlich enge Sträßchen in die Höhe fahren. Wieder einmal gut, dass das Busfahren im Mittelmeer so genial einfach und preiswert ist. So hat dieser Tagesausflug schlappe 12 Euro für 2 Personen gekostet. Castelmola ist weniger touristisch als Taormina, hat eine wunderschöne Kirche mit vielen Heiligen und einen spektakulären Blick auf den Ätna und die Bucht von Naxos.
So hatten wir unsere Eira meist im Blick und genossen die frische Luft und die Sonne oben am Berg, verweilten zum Cappuccino in einem ruhigen Cafe.
Und dann kam der Schock als wir zurück nach Taormina kamen. Menschenmassen schlängelten sich durch die Gassen, ein Souvenirshop am anderen, eine Edelboutique reiht sich an die nächste. So schwenkten wir ein nach links um das griechische Amphitheater zu besichtigen. Wieder wurden wir durch spektakuläre Ausblicke belohnt, wenn auch das Theater nicht mit dem in Epidauros zu vergleichen ist.
Auf dem Rückweg wurde noch etwas Brot und Salat eingekauft und dann ging es zurück an Bord.
Die Abreise stand bevor und bei langen Schlägen habe ich gerne Essen vorbereitet, so wurden Möhren geraspelt und Möhrensalat zubereitet, ein Liter grünen Smoothie gemixt und das Abendessen bestehend aus Maultaschen als Vorspeise und Schweinerückensteak mit grünem Salat als Hauptgericht gekocht. Früh ging es ins Bett, denn am Samstag sollte um 4:15h der Wecker klingeln. Die Nacht war kurz, ein Tiefschlaf wollte sich nicht einstellen. So gingen wir um 5:15h bereits aus der Bucht Richtung Straße von Messina.
Die Wetterprognose für Sonntag war alles andere als rosig und wir wußten, unser Weg würde ein weiter sein, wollten wir eine sichere Marina erreichen.
Die Straße von Messina ist alles andere als ein einfaches Segelrevier. Hier herrscht reger Fährverkehr zwischen dem italienischen Festland und Sizilien, außerdem ein Verkehrstrennungsgebiet, das bedeutet, man kann nicht segeln wie man will, sondern nach Verkehrsregeln. Es war kaum Wind zu spüren, so setzten wir das Groß als Unterstützung, es klapperte unentwegt, so wurde die Segelfläche zuerst verkleinert und letztlich doch das ganze Segel einzuholen. Später wurde die Genua gelüftet, mit teilweisem Erfolg, Kaum gesetzt, schlief der Wind ein, also Genua wieder rein. Man muss sich ja irgendwie beschäftigen. Eine weitere Schwierigkeit in dieser Straße ist der Strom und die Strudel. Diese beiden Phänomeme haben schon Odysseus zu schaffen gemacht. Unsere Fahrt verlangsame sich zusehends, obwohl wir mit ablaufendem Wasser segelten. Dann passierten wir Messina und hatten schließlich die Meerenge direkt vor uns. Es begann zu regnen, darauf hätten wir an diesem Tag nun wirklich verzichten können. Doch dann sahen wir Schwertfischjäger, mit ihren sehr außergewöhnlichen Booten. In einem sehr hohen Mast sitzen ein bis zwei Personen, die nach Schwertfischen Ausschau halten, sehen sie einen oder mehrere, versuchen andere mit der Harpune die Fische zu erlegen. Sehr speziell und schön, mal wieder ein solches Boot gesehen zu haben.
Das Kap wurde umrundet und nun lag die Nordseite von Sizilien vor uns. Die Genua wurde wieder gelüftet, wir machten Strecke und segelten an Milazzo vorbei. Auch hier wieder reges Treiben auf dem Wasser, verursacht durch die vielen Fähren, die die liparischen oder äolischen Inseln ansteuern. Also hieß es aufpassen. Während ich im Ausguck war, bereitete Frank die erste heiße Außendusche vor. Welch ein Luxus, unterwegs eine warme Außendusche zu genießen, denn der Himmel war bedeckt bis schwarz, immer wieder ging ein Regenschauer nieder und die Sonne ließ sich nur manchmal erahnen. Mittlerweile hatten wir uns entschieden, nicht das nähere Portorosa anzulaufen, sondern mit Capo dˋOrlando nochmals 17 SM weiter zu segeln. Das bedeutete, es würde nach 22 Uhr werden, bis wir ankamen. Da es noch Reste von Donnerstag gab, wurden die Penne mit Salsicce gewärmt, etwas aufgepeppt und verspeist.
Es wurde Nacht und noch mehr Regen fiel. Unser Ziel vor Augen, bereiteten wir das Boot für den Hafen vor, Leinen anbringen und Fender aufhängen. Dabei sahen wir eine riesige Schar Delphine um uns herum, sie sehen unsere Eira als Spielkamerad und unser Bugspriet inspiriert sie immer wieder unter dem Boot durchzutauchen und auf der anderen Seite ihre Schönheit zu präsentieren. Ich kann mich daran einfach nicht satt sehen, habe ihnen Namen gegeben und mit ihnen gesprochen. Erst kurz vor der Hafeneinfahrt verabschiedeten sie sich. Müde folgten wir den Marineros in den Hafen, machten das Boot fest und erkundeten die 5 Sterne Marina. Welch ein Luxus: Bäder vom Feinsten, total sauber und sehr gepflegt begrüßte uns die Marina Capo dˋOrlando. Nach einem Anlegerbier, Zeit ins Bett zu gehen.
Der Sonntag diente dem Ausruhen mit Wäschewaschen und mit der Heimat telefonieren und schließlich die Wahlen in Deutschland und Europa zu verfolgen. Während in unserer Heimatgemeinde gut gewählt wurde, war die Europawahl doch sehr enttäuschend.
Heute haben wir einen Spaziergang nach Capo d’Orlando unternommen, um einzukaufen, aber auch, um uns die Gegend anzusehen. Die Sonne scheint, Wind kommt auf und vertreibt die dunklen Wolken. Morgen geht es weiter auf die äolischen Inseln, die sich uns heute auf dem Weg präsentiert haben. Im Blickfeld liegt Vulcano, das wir noch nicht kennen. Also auf zu neuen Ufern und auf zu einem nächsten aktiven Vulkan.
Macht es gut, wo auch immer ihr gerade seid.
Gute Reise Euch beiden weiterhin! Die Wahlergebnisse sind mir sonnenklar – eine (oder mehrere) unfähige Ist-Regierungen und der Ruck in die grüne Verbots- und potentielle Enteignungspolitik bringen Gegenpole hervor – Regierungen stürzen derzeit ( England und Österreich sind der Anfang) – keine gute Eentwicklung. Hinzu kommt, dass der Euro den meisten Menschen finanzielle Schwierigkeiten bereitet ( „Einkommen halbiert – Kosten verdoppelt“)! Wenn ich zurückdenke – gut, sind 35 Jahre – da verdiente ich als Anfangsgehalt nach der Uni ( dazu Bankausbildung und 1 Jahr Praxis) 5500,-DM brutto – davon konnten wir mit zwei Kindern ein Haus mieten, 2 Autos unterhalten, in Urlaub fahren und ganz gut leben. Mach das heute mal in Euro ( natürlich spielt auch die zwischenzeitliche Inflation eine Rolle) – in so fern wundert mich die Wahlreaktion in Europa mit den rechten Gegenpolen nicht. Trotzdem haben ja die gemäßigten Seiten die Nase vorn – und das ist gut so. Viel Spass Euch noch!
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