Mit Freunden Land und Leute entdecken

Unser erstes gemeinsames Wochenende mit Ute und Joachim wollen wir nicht in Licata verbringen. Das Wetter ist gut, der Leihwagen gepackt und so machen wir uns am Samstag Morgen auf den Weg in den Südosten. Zuerst muss die Landstrecke, ca 120 KM bis Noto überwunden werden. Bei den Straßenverhältnissen eine echte Herausforderung, zumal wir am  Samstag mit viel Verkehr konfrontiert sind und auch einige Stadtdurchfahrten zu bewältigen haben. Doch schließlich erreichen wir das erste Tagesziel: Noto.

Eine alte Barockstadt im Südosten der Insel gelegen. Der gelbe Sandstein strahlt in der Sonne. Die Fußgängerzone, die sich zwischen den einzelnen Palazzi und Chiese dahinschlängelt, haben wir fast für uns alleine. Gleich zu Beginn erstehen wir einen genialen Zitronenentsafter aus Edelstahl, dessen Gewinde einfach in die Zitrone gebohrt wird um so den Saft fließen zu lassen. Verziert ist das ganze mit einem Keramikstöpsel, natürlich produziert in Caltagirone, der Keramikstadt der Insel. Auf unserem Weg liegt das alte Bürgermeisteramt, und natürlich eine Eisdiele. Oh, ein Gelati, darauf haben wir alle Lust und schlecken das kühle Eis. Weiter geht es zum Dom, der reich verziert und mit alten Fresken uns erfreut. Der Spaziergang hat uns gut getan und die restliche Wegstrecke ist dank einer kaum genutzten Autobahn bis Siracusa schnell bewältigt. Unterwegs buche ich uns flugs ein B&B in der Altstadt, mal sehen, ob wir eine gute Wahl getroffen haben. Die Altstadt Ortiga liegt auf einer Insel und ist Stadtteil von Siracusa, der alten Stadt, in der sich schon die Griechen heimisch gefühlt haben. Über eine Brücke erreichen wir das Centro historico und sehen uns zu Fuß das gebuchte B&B an. Welch eine Überraschung, als wir die kleine Pension durch einen Innenhof betreten. Traumhaft im 1. OG eines alten Palazzo gelegen, stellen wir gleich fest, dass wir eine gute Wahl getroffen haben. Die Männer bringen das Auto zum zentralen Parkplatz am Hafen und wir Frauen genehmigen uns schon mal einen Frizzante. Nach einem Kaffee, den uns die Besitzerin des B&B in der Via Roma persönlich kredenzt geht es auf zur Erkundung und Nahrungsaufnahme. Doch bevor der Magen gefüllt wird, schlendern Ute und ich durch das Boutiquenviertel mit zahlreichen kleinen Shops mit sehr individuell gefertigten Artikeln von Taschen, Kleidern und natürlich auch Schuhen. Wie schlimm, dass ich überhaupt nichts brauche, die Schränke sind zu gut gefüllt. Doch Ute ersteht ein wunderschönes Kleid von einer heimischen Designerin. Endlich wenden wir uns den Speisen und Getränken zu und entdecken in einer kleinen Seitengasse ein tolles Fischrestaurant. Von Vorspeise über Hauptgang wählen wir alle nur Fisch und sind am Ende so satt, dass wir der Verdauung zuliebe noch einen Grappa probieren müssen.

Zum Glück finden wir dank Google auch unsere Schlafstätte wieder. Am nächsten Morgen erkunden wir die Altstadt mit Dom und Palazzi und auch die Festung, die ins Meer hinausragt, besichtigen wir.

 

 

Der Dom ist uralt und nicht so prachtvoll, doch mir gefällt die herbe Schlichtheit eh besser, als kalter Marmor und glänzende Malerei.  Mit dem Auto machen wir uns auf den Weg zu den Ausgrabungen der Griechenzeit. Wir beginnen mit dem griechischen Amphitheater, das in den Hang gebaut wurde und oben in den Höhlen eventuell die Akteure beherbergte. Weiter geht es zum Orecchio di Dionisio, dem Ohr des Dionisus, der hier seine Mitmenschen belauschte. Die riesige Höhle hat eine ungeheure Akkustik. Zum Schluss erwandern wir das römische Amphitheater, das eine Nord- Südausrichtung hat und noch zu erahnen ist, wie die wilden Tiere in die Arena geschlichen kamen um gegen die Sklaven anzutreten.

 

Am Nachmittag heißt es Abschied nehmen. Zum Abendessen gönnen wir uns ein paar scharfe Spagetti und lassen den Ausflug noch einmal Revue passieren.

Am Dienstag morgen machen Ute und ich uns mit dem Bus auf Agrigento zu erkunden, denn die Altstadt soll auch hier ganz nett sein. Leider erwischen wir einen regnerischen Tag, kaufen uns warme Socken, später noch einen Schirm und machen uns verfroren auf, ein Restaurant zu suchen. Natürlich werden wir fündig. Der Koch des Scala kocht nur für uns Beide, denn an diesem kaltnassen Tag, ist niemand unterwegs. Neben dem genialen Mittagessen, bleibt noch das Theatro Massimo zu erwähnen. Ein netter älterer Sizilianer ermöglicht uns eine unglaublich private Führung, lässt uns sowohl auf der Bühne stehen, als auch diverse Vorhänge erleben. Wir sind begeistert von ihm und ich weiß nicht, wieviele Bilder er von uns macht.

 

 

Freitags vor Palmsonntag erlebe ich dann eine Messe am Fischerhafen, bei der die leidvolle Maria gezeigt wird und später mit einer Prozession durch Licata getragen wird. Die Frauen gehen barfuß oder auf Strümpfen und es ist ein sehr bewegendes Erlebnis. Ganz Licata ist auf den Beinen und die Stadt ist voller Menschen.

Am Samstag steht Caltagirone auf dem Programm. Ute, Joachim und ich erleben die Keramikhauptstadt der Insel, indem wir von Atelier zu Atelier ziehen und manche sind wahre Künstler. Beim Aufstieg der 142 Stufen zur Kirche entdecken wir mal wieder ein wunderschönes B&B. Bei näherem Hingucken stellt sich heraus, dass ebenerdig eine Bar, eine Boutique und ein kleines Restaurant eingerichtet sind. Zuerst befriedigen wir den Kaffeedurst und dann erkunden wir die kleinen Schätze, die der Laden bietet: Ute und ich werden fündig und gönnen uns jeweils einen handgearbeiteten Seidenschal.

 

 

 

Am Montag gehen wir aus dem Wasser und mir passiert ein Mißgeschick, ich stürze und falle mit dem Knie auf den rechten Daumen: oh wie das kracht! Schmerzerfüllt verlasse ich das Schiff, in der Hoffnung, dass nichts gebrochen ist. Diese Woche ist gelaufen, ich bin ein Totalausfall und kann nichts mehr machen, als meinen Daumen zu schonen, der Gott sei Dank nicht gebrochen ist.

Also Zeit, nochmals mit Ute und Jo auf Landausflug zu gehen. Dienstag fahren wir nach Enna, das sich spektakulär oben auf einem Bergrücken präsentiert. Aber wir merken schnell, hier sind uns definitiv zu viele Touristen. Nun ja, es ist Osterwoche und die Busse spucken zahlreiche Ausflügler aus. Da in der Burg eine Veranstaltung ist, zudem viele Schulklassen durch die Anlage streifen, entscheiden wir uns zur Weiterfahrt nach Piazza Armeria um dort das Casa Romana anzusehen. Eine gute Entscheidung, denn wir kommen vor den Bussen an und haben so den Genuß einer römischen Villa, mit besterhaltenen Mosaiken, die im Blog schon einmal beschrieben wurden.

Abends genießen wir eine letzte Pizza im Il Molino und dann heißt es mittwochs schon wieder Abschied nehmen von den Freunden aus der Heimat. Die 16 Tage sind wie im Flug vergangen und wir bleiben alleine im Appartement der Marina zurück, da unser Boot an Land steht und ein neues Antifouling erhält.

Die Osterfeiertage erleben wir spektakulär in Licata. Prozession um Prozession schlängelt sich durch die engen Gassen. Die tiefe Religiösität beeindruckt nicht nur mich, mit Chris Voss, einer Engländerin, erlebe ich die Karfreitagsprozession, während der Jesus ans Kreuz geschlagen wird. Samstags abends werden wir von unserem Italienisch Lehrer Frater Agostino abgeholt und wir zelebrieren mit ihm gemeinsam die Auferstehungsmesse mit Osterfeuer, Kerzensegnung und 7 Lesungen, von denen ich zwei in Deutsch lesen darf. Tief beeindruckt kommen wir um 01:30 in unser Appartement zurück.

Lange schon habe ich keine Ostermesse mehr besucht und ich bin zufrieden, mich diesem Erlebnis hier in Sizilien gestellt zu haben.

Nun habe ich genug für heute geschrieben und Euch einen Abriss über die letzten Wochen gegeben. Ciao miei amici in Germania.

 

 

 

 

 

 

 

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