Nicht immer ist es so ruhig, wie auf dem Foto oben. Während wir die letzte Woche traumhaftes Wetter mit fast sommerlichen, deutschen Temperaturen um 20-23 ° hatten, bläst es seit Sonntag immer wieder heftig. Diese Nacht hatte unser Boot auf einmal richtige Schräglage, das war der Moment, als der Sturm begann. Seitdem haben wir immer wieder Schräglage, wenn die Böen über die Marina hereinbrechen. Wir haben Wind aus Nordwest und der Spaziergang durch die Stadt ist nicht wirklich schön. In die engen Gassen bläst der Wind, wirbelt den ganzen Unrat auf und auch Sand ist in der Luft. Komme gerade vom Einkaufen zurück und ich mußte mich teilweise gegen den Wind stemmen. Die nette Bäckerin hat mir Wegzehrung mitgegeben und mich gefragt, wie es mit dem Schlafen bei so viel Wind ist. Na ja, es gibt Nächte, das schläft man schon besser. Arbeiten an Bord ist wegen des Windes nicht möglich, da wir uns immer wieder zur Seite neigen und der Wind verweht alles. Heute wollten wir den neuen Sonnenschutz an den Scheiben anbringen, vertagt auf morgen, in der Hoffnung, dass der Wind über Nacht nachlässt. Also habe ich meine Sachen zusammengepackt und sitzen nun im Cafe Letterio und schreibe Blog. Habe auch einiges Nachzuholen, da wir die letzten Wochen, als wir das Auto hatten, viel unterwegs waren.
Ein Ausflug hat uns nach Enna geführt. Bei Enna handelt es sich um die höchstgelegene Provinzhauptstadt ganz Italiens.
Die Gegend soll einer der Lieblingsorte der Korngöttin Demeter gewesen sein und schon die Hinfahrt in die Mitte der Insel lässt ahnen, warum sie von diesem Landstrich so begeistert war. Alles grün, Mandelbäume, Wein, Oliven und Gerste wechseln sich ab. Dazwischen immer wieder Gemüse. Es geht bergauf, die Straße ist erträglich gut ausgebaut, sodass die knapp 100 km angenehm zu fahren sind. Das kann man hier nicht immer erwarten. Teilweise sind die Brücken in einem katastrophalen Zustand und man ist froh, wenn sie nicht unter einem zusammenbricht. Gerrirt und Frank fachsimpeln über die Qualität und Fertigung der Bauwerke.
Von Enna bassa schrauben wir uns quasi dem Himmel entgegen, denn Enna alto liegtn 1000 m hoch auf einer Bergkuppe. Das Auto wird vor dem Castello di Lombardia abgestellt. Die Burg wurde vom Normannen Roger I. im 11. Jh. gegründet und steigt man auf den höchsten Turm Torre Pisana, so erreicht man 1100 Höhenmeter und wird mit einem genialen Rundumblick belohnt.
Während man im Osten den Ätna rauchen sieht,
kann man im Westen das Bergstädtchen Erice erblicken. Dazwischen das Grün der Landwirtschaft und schneebedeckte Berge. Wir sind begeistert von unserem kostenlosen Guide, der uns in einem unglaublich schnellen Deutsch, das wir kaum verstehen, die Geschichte dieser Anlage nahebringt. Die Burg ist gepflegt, die 3 Höfe pikobello sauber. Am Eingang können wir uns eine Ausstellung über die Osterprozessionen ansehen, die von den diversen Bruderschaften organisiert werden.
Als nächstes sehen wir uns den Dom aus dem 14.Jh. an, Maria SS della Visitazione. Die Kirche wurde nach einem Brand im 15. Jh. im gotischen Stil wieder aufgebaut. Die Schiffe sind durch dicke Säulen aus schwarzem Basalt getrennt. Über uns schwebt eine kunstvoll geschnitzte Kassettendecke aus Kastanienholz, gefertigt im 16. Jh.
Nach einem Spaziergang durch den Ort, mit einem kurzen Kaufstop in einem Resycling Laden, in dem ich ein paar blaue Ohrringe erstehe, gönnen wir uns einen Cappuccino und machen uns auf nach Caltagirone.
Es handelt sich um die Citta della Ceramica, die Straßen sind gesäumt von Ateliers in denen wunderschöne Keramiken hergestellt werden: Fliesen, Tische, Waschbecken, alles individuell gefertigt. Wir lassen uns treiben und steigen natürlich die 142 Stufen der Freitrepppe Scala di S. Maria del Monte hoch. Hunderte von Majokikafliesen zieren die Treppe. Auch hier befinden sich rechts und links der Treppe Ateliers, die zum Verweilen einladen um den Künstlern über die Schulter zu sehen.
Wir sehen uns den Dom aus dem 18. Jh. an und erhalten eine weitere kostenlose Führung durch den ehemaligen Kerker, der heute eine Ausstellung beherbergt.
In einem traumhaften Innenhof entdecken wir einen Laden, der antike Fliesen verkauft und Lieferant für alle Dolce & Gabana Verkaufsstores der Welt sein soll. Hier finden wir auch die arabisch anmutenden Blumentöpfe in Form von Köpfen. Der Sage nach, soll ein arabischer Fürst in den Gassen eine wunderschöne Frau gesehen haben und sich unsterblich in sie verliebt haben. Er wollte sie heiraten. Sie findet jedoch heraus, dass er bereits verheiratet ist und bei einem Date, schlägt sie ihm den Kopf ab. Zur Abschreckung an weitere Liebhaber stellt sie den Kopf auf den Balkon und pflanzt Blumen ein. Ein Töpfer sieht das „Kunstwerk“ und ahmt es nach. So gibt es heute auf Sizilien tausende dieser Blumentöpfe auf Terassen und Balkonen.