Gedanken

Pylos, Westküste der Pelepones, große Bucht mit nie fertiggestellter Marina voller Einheimischer und Nichtbootfahrern aus aller Herren Ländern, kost ja nix. Wir schuffeln an den Handelskai, bischen hoch, aber wir haben ja die Trittleiter, helfen beim Anlegen, verlegen um Platz zu schaffen für andere, normaler Alltag eben. Wollten wir heute eine alte Festung besichtigen, fackelt das Ding vor unseren Augen ab. Unglücklich, mit Mordsaufwand der Feuerwehr alles wieder gut, nur leider verkokelt. Kommen heute unabhängig zwei hier lebende Deutsche vorbei um uns zu informieren, dass dieser Platz morgen wahrscheinlich ungemütlich wird. Hmh, passt mir jetzt gar nicht, wollte ich doch in das Museum, weil ausgerechnet hier die Unabhängigkeit von Griechenland (von der damaligen osmanischen Besatzung) ihren Anfang nahm. Bin ich mal geschichtsinteressiert, spielt das Wetter nicht mit. Also alles auf Alarmstart programmiert, das Manöver schon im Hirn, hoffen, dass es vielleicht nicht so schlimm wird.
Beruhigend übrigens an der ganzen Segelei ist, dass wir nicht die einzigen Anfänger sind. Die Anlegemanöver verzeihen keine Fehler. Entweder das funzt auf Anhieb, oder Abbruch, dazwischen ist nix, so von wegen etwas vor und zurück, ein bischen kurbeln und die Kiste ist in der Lücke. Pustekuchen, geht oder geht nicht, aber wir sind nicht die einzigen.
Konnte dieser Tage einer Chartercrew zusehen, wie die es nicht schaffen, einen Anker auf fünf Meter Tiefe in den Schlick zu wuchten, muss man auch erst mal hinkriegen. Ich hatte morgens größte Mühe das Eisen wieder auszugraben. Will alles gelernt sein und irgendwie auch spannend.
Das Anlegen rückwärts mit Buganker am Stadtkai, der Bub mit Schweiß auf der Stirn und irgendeiner vergisst die Bremse an der Ankerwinsch wieder zuzudrehen, cool, aufkommende Hektik, definitiv keine Langeweile.
Strenggenommen funktioniert die Crew, kabbelt sich, will phasenweise nach Hause fliegen, freut sich jetzt schon auf den kühleren Winter in Licata (was wird das erst im Sommer!), plant ständig neu und segelt doch nach Süden, unverbesserlich. Passt schon alles, wenngleich auch der ganz normale Alltag überhaupt nichts mit dem Begriff Urlaub zu tun hat, nada, niente.
Alleine die Einkäufe, Wäsche, Logistik allgemein, Wohlfühlfaktor an Bord, weil alles da ist. Eva hat das voll im Griff und der LI kann im Maschinenraum spielen gehen. Seewasserfilter prüfen, Öl kucken und so. Müll bring ich immer mal wieder weg, steht aber meistens schon parat, wie gesagt Logistik, nicht so mein Ding.
Lichtblick ist natürlich die neue Umgebung, die Menschen die wir kennenlernen, die vielen Eindrücke. Das hat schon was und je offener man/frau in die Welt schaut, je mehr kommt zurück, das betrifft nicht nur die Segler, auch alle Einheimischen, von Ressentiments keine Spur.
Bereut haben wir noch nichts, wenngleich (s.o.) schon mal der Haussegen schief hängt, der nächste Flughafen angepeilt wird, das Schiff schon mal eng wird.
So, jetzt hau ich mir noch so ein Mythos (griechisches Bier) rein, halte die Nachbarn im Auge, die um 0600 aufbrechen wollen nach Reggio di Calabria (oh shit) und noch etwas ungeübt sind mit ihrem neuen Schiff und genieße die laue Nacht (nur kein Neid, die Tage sind jetzt schon mörderheiß).

PS: Habe ein Fix Hellas geangelt, kein Mythos, ist aber egal, Hauptsache da dreht sich was.

Gruß Frank

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