Gestern sind wir in die Vergangenheit eingetaucht. Mit dem Zug, der in einer unglaublichen Geschwindigkeit an der Küste entlang gebraust ist, haben wir zuerst Ercolano Scavi erreicht. Ursprünglich wollten wir den Vesuv besteigen, da der Vulkan aber den ganzen Tag in Wolken gehüllt war, haben wir das Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt. Dafür hatten wir den ganzen Tag zur Verfügung um die Altertümer zu besuchen. Auf Ercolano ist Frank gekommen. Es handelt sich dabei um eine kleinere Anlage als Pompej, dafür übersichtlich und sehr informativ. Mit einem Audioguide ausgestattet, sind wir die Anlage abgeschritten. Man erreicht die Ausgrabungen durch einen Tunnel, der in die Lava gebohrt wurde. Die ersten Gebäude sind am früheren Strand gelegen. Leider wird das gefundene Ruderboot gerade restauriert. In diverse Häuser kann man hineingehen, sieht Küchen mit Aborten direkt neben der Kochstelle, Handwerkerhäuser, Tempel, Thermen. Unglaublich, wie fortschrittlich schon vor Christi Geburt gelebt wurde. Morgens frühstückte man nicht viel, zu Mittag ging man in eine der zahlreichen Tavernen, wo das Angebot an Speisen und Getränken vielfältig war, und alles wurde in Tonkrügen aufbewahrt. Hier traf man sich zu Gesprächen und zum Verweilen. Teilweise sind Fresken gut erhalten, man sieht verkohlte Balken, denn auch hier hat der Vesuv die Stadt eingeäschert. Beeindruckend auch die Thermen. Angegliedert Sporträume, die zuerst aufgesucht wurden um sich dann später in der Anlage zu reinigen und zu relaxen. Natürlich streng getrennt nach Männern und Frauen. Das Wasser wurde durch Bleirohre geleitet. Brunnen standen quasi an jedem Straßenzug. Sportstätten und Theater waren ebenfalls vorhanden.
Von Ercolano sind wir wieder mit dem rasenden Zug, der zudem voll besetzt war, zurück nach Pompej gefahren. Diese Ausgrabung ist viel weitläufiger, als die zuvor besuchte und natürlich stärker frequentiert. Hier die Übersicht zu behalten gestaltetete sich sehr schwierig, trotz Plan hat auch der Navigator nicht immer gewußt, wo wir uns gerade befinden. Da Pompej größer als Ercolano war, sind die Straßen breiter. Damit man diese besser überqueren konnte, wurden Trittsteine über den Weg verlegt. Auch heute noch sehr praktisch zum Seitenwechsel. Auch hier eine Anzahl von Tavernen, Bäckereien, selbst Ärzte und Apotheken gab es schon. Natürlich dürfen auch Tempel nicht fehlen. Es gab mehrere Theater, ein kleineres sogar überdacht. Schockierend waren für mich die gefundenen Menschen, die vom Ausbruch überrascht wurden und versteinert ausgegraben wurden. In der Ausstellung zur Ausgrabung sieht man sehr gut erhaltene Gefäße, die kunstreich verziert wurden.
Im Zug zurück nach Castelammare di Stabia, waren wir dann auch erschlagen von dem gerade gesehenen. Da wir noch nicht genug gelaufen sind an diesem Freitag, machen wir noch eine Orientierungstour durch die Stadt, weil wir uns noch versorgen müssen und auch eine Wäsche wäre wieder fällig. Wir finden alles mögliche, aber keine Wäscherei mit Selfservice. Lavanderia ist hier auch gleichzeitig eine Reinigung. Also fragen wir den Marinero, der nach einiger Zeit uns eine brauchbare Wegbeschreibung geben kann.
Am heutigen Morgen war der Vesuv ganz ohne Wolken zu sehen. Da wir Waschtag haben, bleibt keine Zeit nochmals die ganze Strecke mit dem Zug in Richtung Vesuv anzutreten. Bleibt mir nur, heute diverse Bilder vom klar sichtbaren Vulkan zu schießen. Man kann nicht alles haben. Das Schiff wird aufgeklart, die Kleiderschränke aufgeräumt, denn die Hochsommerkleidung wird nicht mehr benötigt. Der gemeine Italiener trägt jetzt schon Winterkleidung. Der Wind war heute recht stark, weswegen wir auch entschieden haben, noch einen Tag in der nicht gar so schönen Marina zu bleiben. In der Stadt sind Frank und ich mit unseren Kurzarmshirts und Shorts doch etwas merkwürdig beäugt worden. Das Schiff ist gesäubert, die Schaps sind gefüllt. Morgen machen wir uns auf in Richtung Amalfiküste, denn wir wollen uns noch die Liparischen Inseln ansehen und die Tage werden immer kürzer. Ciao!