Vom Wetterphänomen Gota Fria bis zur Vertreibung aus dem Paradies

Ja, es wird Herbst, unschwer an der Häufigkeit der Gewitter zu erkennen. Nun sollte es aber ganz böse werden. Gota fria wurde angekündigt und Wetterwarnungen wurden ausgesprochen. Also mussten wir uns einen halbwegs sicheren Platz suchen. Wir verlegten nach Port d´Andratx an eine Boje, lediglich 7 SM von Santa Ponsa entfernt. Der Hafen ist zu teuer im September und die Boje bietet uns die Sicherheit, die wir suchen. Doch was ist schon sicher bei Sturm und Gewitter. Gota Fria bedeutet kalter Tropfen und ist ein Wetterphänomen, das meist zu Beginn des Herbstes auftritt, wenn kalte Luftmassen des Windes Transmontana aus den Pyrenäen auf Mistral und warme Luftmassen aus Algerien oder Marocco treffen. Am Dienstag, den 10.9. ist es dann soweit, anstatt entspannt in Cabrera den Naturpark zu genießen, harren wir in Port d´Andratx aus und lasssen ein Gewitter nach dem anderen über uns ergehen. Leider dreht der Wind auf Südwest, so dass nun auch noch eine elendige Welle in die Bucht steht, wir rollen hin und her. Starkregen verbannt mich ins Innere des Bootes, während Frank am Ruder steht und versucht, die schlimmsten Bewegungen des Schiffes auszugleichen. Handy, Tablett, Handfunke sind mal wieder im Backofen und der Motor läuft, damit wir bei einem Blitzeinschlag manövrierfähig sind.  Ursprünglich wollten wir uns mit Mojito und Pascale und Gerrit auf Cabrera treffen und 800 Tage an Bord feiern. Muss alles abgesagt werden, die Boje kann nicht storniert werden, was sollˋs, die Sicherheit für Boot und uns geht vor. Es stellt sich dann heraus, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben, denn die Ostseite und insbesondere Cabrera hatten Windstärke 10 und meterhohe Wellen, dazu Hagelkörner, die Biminis zerstört und GFK Boote beschädigt hat.. Durchatmen,  als die errste Front durch ist, leider ist noch mehr angekündigt, also verpflegen wir uns am Mittwoch in einer Wetterpause, versuchen, einen Hafenplatz in Palma zu bekommen und erhalten leider eine Absage. Es ist auch nicht sicher, ob wir hier an der Boje bleiben können, denn nachdem noch mehr schlechtes Wetter angesagt ist,sucht jedes Boot einen sicheren Platz. Der nette Marinero lässt uns wissen, dass er uns nicht vertreiben wird, wir buchen gleich bis Sonntag,so dass meine Nerven nicht mehr flattern.

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In der Zwischenzeit lassen wir es uns gutgehen, genießen den außerordentlich guten Thunfisch, den uns ein netter Spanier geschenkt hat und gehen immer wieder an Land. Die nächste Front naht, Vorbereitungen an Bord, Dingi und Motor hoch an Deck, alles fest verzurren. Das erste Gewitter erwischt uns am Freitag den 13. morgens. Heftige Böen kündigen mehr an, das Dingi wird mehrere Zentimeter über Deck geschoben. Renne raus, das Meer kocht, die Boote tanzen an den Bojen. Sehe, wie der Katamaran hinter uns immer näher kommt, Frank rennt zum Heck, gerade rechtzeitig, um Schlimmeres zu verhindern, der Kat rammt uns hinten, Ankerkasten hängt nur noch an einer Halterung und die Badeleiter verhindert, dass der Kat uns aufspießt, Leider bricht dabei eine Holzstiege der Badeleiter und ein derber Schrammen ist das Ergebnis der Attacke. Wie uns die Crew von Flip Flop später berichtet, hatte der Kat anstatt Rückwärtsgang einzulegen, den Vorwärtsgang bedient und somit den üblichen Sicherheitsabstand zwischen den Booten zerstört. Auch Luna hat nun einen Schmarren vorne an der Backbordkufe.

Zeit durchzuatmen und den ersten Schaden zu beheben. Am Abend treffen uns die nächsten beiden Gewitter. Wie die Mallorcazeitng später mitteilt, gab es in der Nacht 153.000 Blitze rund um Mallorca, die schwere Schäden verursachten. Wir blieben verschont, unsere Nerven waren zwar aufˋs höchste gespannt, doch außer, dass uns der Schlaf geraubt wurde, ist nicht’s passiert. Am Samstag verpflegen wir uns, denn wir wollen nun endlich rüber nach Ibiza. Abends treffen wir uns bei Susan und Mikel zum Apero um anschließend an Land eine leckere Pizza zu verspeisen, hurra, wir haben es hinter uns! Petra und Peter von Flip Flop schließen sich uns an und wir genießen den Abend in vollen Zügen.

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Am nächsten Nachmittag gibt es bei uns an Bord Apfelkuchen und Kaffee, denn es sollte unser letzter Abend auf Mallorca sein. Nun heißt es mal wieder Abschied nehmen, während Susan und Mikel Richtung Sizilien segeln, werden wir nach Südwesten Ibiza ansteuern und dort vielleicht nochmals auf Flip Flop und Mojito treffen.Früh am Montagmorgen heißt es die Leine loszuwerfen und Kurs Ibiza ansteuern. Es sollten mal wieder 60 SM von der üblen Sorte werden: das Geschaukel war grenzenlos, Eira schleuderte im Wellental hin und her, in den Schapps schepperte es ohne Ende. Waren wir wohl einen Tag zu früh aufgebrochen. Endlich sehen wir Ibiza vor uns liegen. Von Pascale und Gerrit, SY Mojito wissen wir, dass sich in den Süden verkrochen haben. Als ich meutere beschließt Frank, uns einen ruhigen Abend in der Marina Santa Eulalia zu gönnen. Dankbar stelle ich mein Gemeutere ein und zücke liebend gerne die Kreditkarte um 112,25 € zu berappen. Wir genieeßen die schwankenden, exklusiven Duschen und reinigen am nächsten Morgen das Boot, hatten wir doch ganz schön Salzwasser überbekommen.

Mit Genua und Groß geht es nun dem Süden von Ibiza entgegen. Endlich sehen wir auch wieder Delphine, die mit unserem Boot Fangen spielen. Wir segeln durch die Meerenge zwischen Ibiza und Formentera und treffen endlich auf Pascale und Gerrit. Anker runter, Dingi ins Wasser und die beiden herzlich in den Arm genommen, haben wir uns seit Mai und Malta doch nicht mehr gesehen. Abends können wir dann auch endlich auf unsere 800 Tage Bordleben anstoßen, obwohl es nun bereits 808 sind. Mojito ist ähnlich lange wie wir unterwegs. In der ruhigen Bucht frönen wir dem Schwimmen, Paddeln

und Yoga, machen abends einen Spaziergang an Land. Früh am nächsten Morgen muss Frank unsere 11 KG Gasflasche wechseln, die wir in Licata kurz vorm Ablegen gefüllt hatten. Will ich doch Kuchen backen, denn heute feiern wir Frank’s  2. Geburtstag, den wir seit 2003 nach dem schlimmen Motorradunfall jährlich feiern. Mit Genua und Motor geht es weiter, der Anker fällt an der Südwestküste von Ibiza. Nach Kaffee und Kuchen gibt es abends eine riesige Paella Marisco in der Cala d’Hort.

Windwechsel vertreibt uns am nächsten Morgen, wir gehen zurück an die Südküste und finden in der  Cala Sa Caxata einen ruhigen Platz für die Nacht. Während unsere Freunde in Deutschland, Birgitt und Rudi, in der Nacht zum 2. Mal Großeltern wurden, dauert das Warten auf das Baby von Anika, Frank’s Nichte, noch immer an. Wir sind unruhig und nervös, war der errechnete Geburtstermin am 9.9. und nun ist bereits der 20. September. In der Nacht platzt dann die Fruchtblase, Anika fährt ins Geburtshaus, das Warten geht weiter. Wir suchen einen ruhigen Ankerplatz, werden jedoch nicht richtig fündig, ankern in der Punta des Llumbi bei viel Geschaukel. Am Samstag ist es dann soweit, Leonidis, genannt Leon oder Leo ist endlich zur Welt gekommen. Frank telefoniert mit Birgit und Olaf, den glücklichen Großeltern, wir feiern mit Linsensuppe und Würstchen und stoßen abends mit Gerrit und Pascale auf den neuen Erdenbürger an, gleichzeitig ist es unser letzter gemeinsamer Abend, da wir hoch nach Sant Antoni wollen und Gerrit und Pascale zum Festland müssen. Schon wieder Abschied nehmen, ich werde es nie lernen, es geht mir immer so nah, doch es besteht Hoffnung, dass wir uns über Winter treffen werden.

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Wir kommen abends nach viel Wind und noch mehr Welle in Sant Antoni an, finden ein Sandfleckchen und lassen genau darauf den Anker nieder. Anker hält, durchatmen und auf eine ruhige Nacht hoffen. Der Gott des Windes ist uns gnädig und nach einer absolut ruhigen Nacht erkunden wir am nächsten Morgen das Städtchen.

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Schnell sind wir riesig enttäuscht, Tourismus und Kommerz ohne Ende. Lichtblick sind der nahe Lidl, der uns mit einer bayrischen Woche milde stimmt, können wir hier endlich mal wieder deutsche Leckereien einkaufen. Finden direkt am Hafen auch noch eine Wäscherei: was wollen wir mehr. Der Tag wird gekrönt durch die Ankunft von Flip Flop und einen gemeinsamen Absacker bei ihnen an Bord. Am nächsten Abend grillen wir gemeinsam zum Abschied, denn Petra und Peter wollen in den Süden, während wir auf den Absprung auf die Columbretes warten.

 

Doch zuerst meldet sich am Morgen der Ankeralarm, den Frank wohlweißlich eingestellt hat, sollte es doch viel Wind geben. Um uns herum driften die Boote, weil der Anker nicht hält. Wir liegen fest und beobachten, was in der großen Bucht so abgeht. Bereite uns Wurstsalat zu,  nachdem sich der Wind beruhigt hat, fahren wir nochmals an Land zum bunkern, während ich einkaufe, datet Frank Handies und Tablet up. Am nächsten Morgen habe ich endlich Zeit und beste Bedingungen um die Yogamatte auf’s Vorschiff zu legen und eine Yogastunde zu haben. Frank bringt ein letztes Mal den Müll an Land, Motor an Deck, Dingi auf’s Vorschiff und um 16:30h gehen wir Anker auf Rictung Columbretes. Es sollte eine Nacht mit viel Wind und Welle sein, schade, dass uns keine ruhige Überfahrt gegönnt ist. So segeln wir einmal mehr mit Groß und einem Hauch Genua durch eine stockfinstere Nacht. Die Wellen klatschen rechts und links an Bord, wir finden beide keinen Schlaf und sind froh, als wir das Leuchtfeuer der großen Insel der Columbretes sehen. Doch es sollte noch 2 Stunden dauern, bis wir schließlich an einer Boje festmachen, gerade rechtzeitig, um die Sonne aufgehen zu sehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Rühreiern lege ich mich für 2 Stunden auf’s Ohr. Später nehmen wir uns eine andere Boje und vereinbaren mit den Rangern eine Besichtigung der Insel. Columbrets sind ein vulkanischer Archipel, der 30 SM vom spanischen Festland entfernt liegt, die Insel stehen unter Naturschutz, d.h.. sie dürfen nur in Begleitung von Rangern betreten werden, Hunde sind verboten.

 

Das Meeresgebiet in einem weiten Umkreis ist ebenfalls Reservat und somit Fischen und Angeln verboten. Um 17 Uhr starten wir mit 8 Fanzosen und 2 Rumänen zur Erkundung. Unser Guide ist Spanier, Biologe und spricht sehr gut Deutsch. Die Inselns sind vor 1 Million Jahren entstanden, der letzte Ausbruch war vor 350.000 Jahren, somit nicht aktiv. Im 19. Jahrhundert  wurde der Leuchtturm erbaut und anschließend 4 Familien angesiedelt, die das Leuchtfeuer betrieben.  Zuvor mussten jedoch die Schlangen, die den Inseln den Namen gaben, Columbretes, ausgerottet werden. Seit 1980 wird die Anlage mit Solarzellen unterhalten, so dass weniger Personal notwendig war. 1988. wurden die 4 Inseln unter Naturschutz gestellt, um die einzigartige Fauna zu schützen. Später, 1990 wurde das Seegebiet rundum ebenfalls dem Reservat zugeordnet.

Wir beobachten Falken, die hier nisten und gerade ihren Jungen bekommen um dann im November weiterzuziehen. Außerdem nutzen die Zugvögel den Archipel als Zwischenstation auf ihrem Weg nach Madagaskar, somit haben die Falken genügend Futter, um die Jungvögel aufzuziehen. Die Zugvögel werden hier beringt und vermessen. Es gibt endemische Skorpione, die wir Gott sei Dank nicht sehen, 2 endemische Käferarten, wilde Möhren, Kaktusfeigen, niedrig wüchsige Gräser und ganz viel Ruhe, die wir sehr zu schätzen wissen, nach dem Trubel der Balearen, dem Massentourismus und der Action.

 

Wir schwimmen im glasklaren Wasser und möchten länger bleiben, wissen jedoch, dass wir am nächsten Morgen hier durch ein Ausflugschiff vertrieben werden. So what, den Abend können wir hierbleiben, es gibt keine Berechtigung und nur 10 Bojen. Spät kommen unsere rumänischen Nachbarn zu einem Glas Wein an Bord. Melinda arbeitet als Modell und Schauspielerin und Rari kümmert sich um das Boot.

Während wir uns des Lebens freuen, kämpfen in der Nähe von Cartagena 7 Flüchtlinge um ihr Leben. Ausgesetzt in einer Rettungsinsel hören wir die Nacht unserer Überfahrt ins Pardies alle 15 Minuten das Pan Pan der Küstenwache. Wir können nicht in Erfahrung bringen, ob die Flüchtlinge gerettet werden konnten.

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Und wir werden dann tatsächlich um 11.15h am Samstag Morgen vertrieben. Der Ranger funkt uns an, dass das Ausflugsboot an Boje 10 festmachen wird. Super, ich am Geschirrspülen, Dingi noch nicht oben, so what, wir werfen die Leine los, gehen um die Insel herum und machen an Boje 11 fest, klaren das Schiff auf und beschließen, das Festland anzusteuern, da hier draußen zuviel Schwell ansteht. Wir reinigen auf der Überfahrt, die ruhig verläuft, den Grauwassertank, der total verschmutzt ist, natürlich nicht ganz freiwillig, habe ich gestern Abend eine Linse verloren, die wir versuchen zu finden. Letztendlich finde ich sie in einem Organizer im Bad.

 

Die nächsten beiden Nächte verbringen wir im Hafen von Buriana Nova, am spanischen Festland. Der Hafen ist äußerst preiswert, zahlen wir je Nacht lediglich 13,-€, nach den Preisen der Balearen kaum zu glauben, haben wir doch für die Boje in Andratx schon 46,50 € je Tag bezahlt.

 

Mittlerweile sind wir in Valencia angekommen und genießen diese 3. größte Stadt Spaniens in vollen Zügen. Mehr dazu im nächsten Blogbeitrag. Wir wünschen Euch einen schönen Sonntag, wo auch immer Ihr seid. Ganz lieb grüßen wir den Wonneproppen Leo und seine Eltern Anika und Albi.

 

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