Wo fange ich an? Schwierig, wenn bereits so viel Zeit vergangen ist.
Die Zeit auf Sardinien war entspannt, jede Menge Yachties die ich kannte, ein paar neue kennengelernt und vor Anker auf Eva wartend. Easy way of life. Eva bucht derweil ihren Rückflug zu EIRA via Olbia, so mache ich mich auf und lege längsseits an der Stadtpier an. 8€ pro Tag, zwar ohne Strom und Wasser, jedoch mitten in der Stadt und für die Jahreszeit ein unschlagbarer Preis. Schnell noch ein wenig einkaufen (bollerheiß!) und geschwind mit dem Bus zum Flughafen, zurück dann mit dem Taxi, die Wege sind hier kurz. Am nächsten Morgen gleich raus aus der Stadt zurück zum Golfo di Aranci (10 sm) und wieder an den Anker. Es gab viel zu erzählen und noch mehr zu ruhen. Paloma Grande kommt von Zeit zu Zeit und geht an EIRA längsseits, so sind die Treffen easy zu bewerkstelligen, einfach übersteigen. Der neue Wärmetauscher, auf den letzten Drücker bestellt und per Luftfracht (Eva) geliefert, wird montiert und siehe da, das Kühlwasser bleibt wieder wo es soll und wird nicht mehr durch den Auspuff geblasen, cool. Wieder eine Baustelle weniger. Fast noch besser ist jedoch unsere neue Kommunikationshilfe, ein Bluetooth Headset, um den Kopf geschnallt können wir uns jetzt beim Ankermanöver in alle Ruhe unterhalten, keine Handzeichen mehr, erst recht kein Geschrei über’s Deck, einfach normal unterhalten.

Sena SPH10 unbedingt empfehlenswert
Es schaltet sich von selbst ein wenn man/frau spricht und es bleiben beide Hände frei. Ein echt wertvoller Tip von Claudi und Ulli, die es mir vorgeführt haben und die Begehr war geweckt. Der Härtetest kam ein wenig später, als es darum ging bei Hans die Windmesseinrichtung auf dem Masttop nicht nur zu prüfen, sondern im Endeffekt nebst Geber und Kabel zu tauschen. 3 ganze Tage im Mast vor Anker, da war es ein Segen kommunizieren zu können und gleichzeitig gemeinsam zu arbeiten, Kabel einziehen eben, immer ein heikles Manöver. Zu guter letzt noch eben schnell (haha!) den Decksstrahler erneuern und kurz vor einem Gewitter war ich dann endlich fertig, die letzten Handgriffe waagerecht, der Wind blies heftig. Im nächsten Leben werde ich Pfadfinder, der guten Taten zuliebe.
Irgendwann war leider auch diese Zeit vorbei, in der wir ab und an der Perspektive wegen die Bucht gewechselt haben, viel mehr sollte es nicht sein und der Rückflug von Eva steht wieder an. Sie hat freiwillig die Aufgabe übernommen die finalen Arbeiten der Handwerker zu koordinieren, unsere neue Wohnung soll ja doch mal fertig werden. Also zurück nach Olbia, noch einmal essen gehen und am nächsten Morgen Abschied. Dankenswerterweise leiht uns Uli, diesmal der von T(utto) B(ene), sein Auto und ich ziehe wieder von dannen. So langsam mache ich mir Gedanken wie ich nach Licata komme und verlege peu à peu nach Süden. Die Auswahl eines geeigneten Wetterfensters für 3-4 Tage erweist sich als schwierig. Wie immer zu wenig Wind, zu viel davon, aus der falschen Richtung, zu hohe Wellen und was weiß ich. Mein altes Problem, ich fahre nicht gerne los. Nach einem Zwischenstop im Hafen Santa Maria Navarrese (grob so in der Mitte der Ostküste Sardiniens) lege ich ab und mache mich auf den Weg. Rund 300 sm liegen vor mir und sobald ich den Hafen verlassen habe fällt die Anspannung ab und tiefe Zufriedenheit stellt sich ein. Bin halt eher so ein Langstreckenfan. Kurz vor Sizilien kreuzt ein letzter Bonito meinen Weg, echt Pech für ihn oder sie, Saisonabschlussfisch.

Wurde nicht mehr in die Wertung aufgenommen, wollte nicht mit den Fingern in offenen Wunden puhlen.
Nach 2,5 Tagen werde ich im Hafen von Wolfgang empfangen, der Schlingel hat den Hafenfunk abgehört und ein frühes Bier (14:00 Uhr) beendet den Törn. Nun heisst es Fisch vernichten auf Teufel komm raus, Boot aufräumen und langsam einmotten. Öle werden gewechselt (Motor, Getriebe, Hochdruckpumpe Osmose) und beim Ölwechsel der Einspritzpumpe finde ich die Ursache des Schepperns bei bestimmten Drehzahlen. Es ist die Sicherung eines der vorderen Motorlager, welche lose war. Potzblitz, da hätte ich noch lange suchen können und ich hatte bis dorthin schon lange gesucht.

Das war der Schlingel

Zur Erläuterung der Funktion das gleiche auf Steuerbord
Zurück in Deutschland können endlich die Möbel eingeräumt, Lampen und Bilderschienen bestellt werden. Es soll langsam wohnlich werden. Mitte November fahren wir mit dem Auto nach Licata (Fähre Livorno-Palermo), vollgeladen mit eigenen und fremden Mitbringseln und starten das Projekt Geburtstag. 50 (leider nicht ich), 60 (ich, schnüff), 65 (Gästin auf Paloma Grande) und 70 (Wolfgang). Das Fahrzeug erleichtert die Logistik und so kann bei bestem Wetter gegrillt werden, getrunken glaube ich auch, ein schönes Fest.

Die vier Geburtstagskinder

Torte für Wolfgang und meiner einer
Mitte Dezember wird das Auto wieder beladen (EIRA springt förmlich aus dem Wasser, zuviel an Bord, was wir nie benutzt haben), Zwischenstop in Starnberg bei Regina und Sampo und kaum zu Hause werden unglaublich viele Löcher gebohrt, Lampen und Bilderschienen aufgehängt, Bauhaus täglich angefahren und langsam wird es wirklich wohnlich. Weihnachten geht vorbei, Sylvester zufällig eine Woche später, und im Januar war ich noch für ein paar Tage mit Stefan auf seinem Schiff in Gravelines (bei Calais). Diesmal keine Überführung (und kein Corona), dafür einen Tag segeln, der Tide wegen von 8:00 bis 20:00. Natürlich keine adäquate Klamotte dabei und arschkalt bei ca. 15 kts am Wind hin und her gesegelt. Immerhin mit Sonnenschein, aber wie gesagt saukalt. Der Gedanke an den Ofen abends im Hafen hat uns gerettet. Die LOMA ist mittlerweile umgebaut, eingerichtet, ausgerüstet, schöne Koopmanns aus Alu mit Pilothouse. Der Segelmacher kommt anderntags, bringt eins vorbei (neue Genua) und nimmt 2 mit (Groß und Besan), Gott sei Dank kein Segeln mehr möglich, fahren wir also wieder heim. Von den 200 Blitzern in Belgien gibt es nur ein Bild von uns, ganz guter Schnitt.
Am 6. Februar fliegen wir wieder nach Sizilien und sitzen heute bei 40-50 kts Wind (immerhin ca. 10 Beaufort) und Regen im Schiff, super Idee! Frisch ist es zudem, der Ofen läuft rund um die Uhr (das hatten wir noch nie) und so finde ich endlich die Zeit das letzte halbe Jahr Revue passieren zu lassen. Eindeutig zu lang, da bleibt die Hälfte auf der Strecke. Das muss besser werden.

Alles festgetüdelt bevor es wegfliegt.
Mittlerweile ist Eva auch älter geworden, gebührend zelebriert im Cafe Angelo.

Wolfgang, Birgit, Nils, Claudi, Uli und die Crew

Wer issen das?
Zuguterletzt noch eine Erfolgsmeldung. Stefan brachte mich auf die Idee, die Daten des AIS per Wifi an das Tablet zu senden, um im Navigationsprogramm die umherschwimmenden Schiffe darzustellen. Hört sich nicht nur clever, sondern auch recht simpel an. Nun, was ist schon simpel und so dauert der Einbau nebst Verkabelung 1 Tag, die Konfigurationen in AIS und Wifi jedoch 2 Tage. Dieser Elektronikshit wird nie mehr meine Welt, einfach zu spät geboren.

Datt kleene Dingens hat mir fast die Nerven geraubt, funzt jetzt aber, kurz bevor es über Bord ging!
Ciao for now, Frank