Franks Geburtstagsfest fiel dieses Jahr zusammen mit Thanks Giving und unsere amerikanischen Freunde hatten uns dieses Jahr eingeladen, mit ihnen gemeinsam den Feiertag zu zelebrieren. So kam Frank zu einer ungewöhnlichen Geburtstagsfeier.
Das Wetter ist nach wir vor genial.Klare Tage nutze ich, um weiterhin die Gegend zu erkunden. Manchmal gelingen dann phantastische Fotos.
Die Tage sind mit vielen Aktivitäten gefüllt. Nach wie vor, mache ich sehr viel Sport, denn das Leben auf einem Boot erfordert einfach Fitness. Daneben koche ich Marmelade ein. 3 Sorten stehen für das Frühjahr bereit. Neben Ananas – Khaki
habe ich gemeinsam mit Pascale auf deren Katamaran von Bio Orangen, die wir von Marillia, einer Sizilianerin erhalten haben, mit viel Aufwand, da man die Orangen anpieksen muss und dann mehrere Tage wässert, gekocht haben. Einige Orangen wurden mit Peperoni verfeinert, ihr glaubt gar nicht, wie lecker diese Marmelade geworden ist. Gegessen wird sie natürlich nicht zum Frühstück, sondern zum Käse gereicht, eine wahre Leckerei.
An drei Samstagen haben wir die Küche der Sizilianerin Marilla gekapert und in ein wahres Schlachtfeld verwandelt. Am ersten Samstag wurde Hefegebäck hergestellt, genannt San Martino Cookies, die man in Sizilien zum neuen roten Wein genießt. Uns Deutschen Frauen war das Ganze dann doch zu trocken.
Von diesem ersten Fehlversuch haben wir uns jedoch nicht abschrecken lassen und am 1. Dezember wurden dann Taralli gebacken. Mit viel Anis hat diese Köstlichkeit uns schon eher zugesagt, wobei wir mit dem Zuckerguss sehr sparsam waren und Marilla unsere Plätzchen in vor Zucker triefende Kalorienbomben verwandelt hat. Zu unserem Erstaunen, sogen sich die Plätzchen voll mit Zucker und haben nach Tagen erstaunlich gut geschmeckt. Da unser Backdrang zu groß war, haben wir sonntags zum BBQ eine riesige Platte unserer Kalorienbomben mitgenommen.
Am 6. Dezember haben wir uns mit 33 Personen auf den Weg ins Landesinnere gemacht um Monte D`Oro zu besichtigen. Autofahrten sind wegen den Straßenverhältnissen an sich schon sehr interessant, wenn man dann noch in einem Bus sitzt und entsprechend besseren Überblick hat, ist es schon genial. Die Sizilianer lieben Brücken. Wo in Deutschland normale Straßen gebaut werden würden, gibt es hier Brücken. Manche sind 3 KM lang und ich will gar nicht wissen, was die Instandhaltung kostet. Vor Ort haben wir zuerst das Schwefelmuseum besucht. Sizilien ist bekannt für sein enormes Schwefelaufkommen und in früheren Jahrhunderten wurde damit viel Geld verdient. Leider wurden die Arbeiter ausgebeutet und verdient haben nur die Besitzer. Das gemeine Arbeitsvolk bestand überwiegend aus Kindern, da diese klein waren und daher die Stollen nur in deren Körpergröße ausgegraben werden mussten. Die meisten Familien haben ihre Kinder an die Minenbesitzer verkauft, welch grausames Tun, doch die Armut hat die Menschen dazu getrieben. In den Minen war es extrem heiß, so dass die Arbeiter nackt oder lediglich mit einem Lendenschurz bekleidet, arbeiteten. Die kleinen Körper waren ausgemerkelt, oft genug hatten sie nicht genügend Flüssigkeit zu trinken und die Tragelasten wogen zwischen 20 und 80 KG.
Der Anblick der Bilder im Museum hat uns zutiefst erschüttert. Die Erzählungen des sehr gut englisch sprechenden Guides ließen uns den Atem stocken. Mit Helmen ausgestattet haben wir schließlich auch eine Grube besichtigt und wir alle waren froh, als wir das enge Loch wieder verlassen konnten. Die Minen wurden bis in die 50ziger Jahre des letzten Jahrhunderts betrieben. In strahlendem Sonnenschein spazierten wir zurück ins Dorf, wo wir ein typisch sizilianisches 3 Gang Menü verspeisten, natürlich durfte es an Wein nicht fehlen. So gestärkt schlenderten wir durch den blitzblanken sauberen Ort, der eine herrliche Piazza vorzuweisen hat, die mit europäischer Unterstützung errichtet wurde. Zum Ende des langen Tages besichtigten wir noch das Dorfmuseum, das uns das Leben der Einheimischen in früheren Zeiten offenbarte. Als Bauern führten sie ein karges arbeitsreiches Leben, der Rhythmus der Natur und Jahreszeiten bestimmte ihr Leben. Die Frauen waren alle in schwarze Gewänder gehüllt, die Ende des 18. Jahrhunderts oft nur die Augen unverhüllt ließen. Der arabische Einfluss ist klar und deutlich sichtbar.
Am Abend hatten wir unsere Schwedisch – niederländischen Stegnachbarn zum Essen zu Gast. Da sie im nächsten Jahr nach Griechenland wollen, gab es ein griechisch – sizilianisches Abendessen. Das Nudelrezept mit Rigatoni und sizilianischer Salcicce ist einfach der Hammer.
Zwei Tage später fand unsere letzte und aufwendigste Backorgie statt und auf dem Lehrplan stand diesmal die Königin der sizilianischen Dolci: die Canolli. Die Teile sind zwar der Hammer, für uns Boaties war jedoch klar: das werden wir niemals an Bord wiederholen. Die Teilchen kann man hier überall kaufen und die Süßwarenhersteller müssen schließlich auch von etwas leben.
Am Donnerstag haben wir in der Marina mit 12 unterschiedlichen Nationen das Santa Luzia Fest gefeiert. Die Heilige Luzia wurde hier in Syracusa geboren und die nordischen Länder kennen das Lichterfest der heiligen Lucia ebenfalls. So wurden Plätzchen gebacken, Punsch und Glühwein gekocht und jeder hat mit unterschiedlichen Speisen und Getränken zum Gelingen des Festes beigetragen. Selbst eine Luzia konnten wir vorzeigen. Sarah hatte sich bereiterklärt, diese Rolle zu übernehmen. Jil und Rein haben uns die Geschichte um die Heilige erläutert. Mit netten Gesprächen klang ein weiterer schöner internationaler Abend aus.
Und klar ist, natürlich weihnachtet es hier, nicht nur ein bisschen, nein, die Sizilianer lieben es glitzernd und schrill. Die ganze Stadt erstrahlt in weihnachtlichem Glanz, in der Marina blinkt und leuchtet es, selbst die Boote sind hell erleuchtet. So bot es sich an, an einem vorweihnachtlichen Abendspaziergang durch Licata teilzunehmen. Die Organisation Qanad führte uns durch die laue Nacht, mit Gesang und Weihnachtsgeschichten erkundeten wir die Straßen der Stadt. Natürlich wurden wir auch kulinarisch verwöhnt, an 3 Stationen wurden uns Speisen und Getränke gereicht.
Die Laienschauspieler unterhielten uns dabei mit dem Stück: There is too much Christmas, dabei ging es um zwei Außerirdische Affe und Ochs, die in die Weihnachtszeit reisen um das Kind zu finden, wegen dem noch 2000 Jahre später ein großes Fest gefeiert wird.
Obwohl der ganze Abend in italienisch gehalten war, muss ich feststellen, dass ich immer mehr verstehe, leider traue ich mich nicht italienisch zu sprechen, dafür müsste ich noch einige Winter hier verbringen. Unsere Reisepläne sehen jedoch anders aus. Dazu später mehr.
Frank arbeitet emsig an unserem Boot und an vielen anderen Booten in der Marina. Hilfsbereit wie er ist, unterstützt er jeden, der hilflos oder ungeschickt ist. So kam der Schreck zur Mittagsstunde heute unverhofft. Leider war es diesmal unser eigenes Boot, das im Motorraum Öl aufwies, sodass der Motor angeworfen wurde. Gott sei Dank handelte es sich bei dem vorgefundenen Öl wohl um Reste des Ölwechsels, den mein LI vor 14 Tagen durchführte. Tief durchatmen und entspannen. Gerade rechtzeitig, da es heute Nachmittag heftig bläst. Die Gischt spritzt über die Hafeneinfahrt. Der Westwind beschert uns ein schwankendes Boot.
Die Tasche ist gepackt, morgen geht es in Richtung Deutschland und Heimat. Zuerst mit dem Bus nach Catania und am Mittwoch mit dem Flieger nach Frankfurt. Schade, dass wir das Wetter von hier nicht in die Reisetasche packen können. Wenn die Sonne scheint, erreichen die Temperaturen tagsüber oft noch 20°.
Wir wünschen Euch, die ihr unserem Blog folgt ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest und das Allerbeste für das neue Jahr. Mögen all eure Wünsche in Erfüllung gehen.
Wir wünschen Euch auch ein frohes Fest und viel Spass in der Heimat.
Lg Anja & Klaus
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