Ausflug Catania und Fasching

Unser dritter Ausflug führte uns nach Catania. Der erste Besuch im strömenden Regen hat dem Grab meines Opas gegolten. Er wurde im 2. Weltkrieg hier in Sizilien getötet und in der Nähe von Catania beigesetzt. Der deutsche Kriegsgräberfriedhof ist letzte Ruhestätte von über 4500 gefallenen Soldaten geworden. Das Auffinden des Friedhofs war etwas schwierig, aber dank Google Maps haben wir ihn dann doch gefunden. In einem ausgeleten Buch kann man anhand des Namens die Grabstätte suchen und wir haben dank des Planes auch meinen Opa gefunden.

Leo Bach wurde gerade einmal 26 Jahre alt und hat seine 2. Tochter Hildegard nie kennengelernt.

Große Traurigkeit erfasste mich, war ich doch erst die Zweite aus unserer Familie, die das Grab aufsuchte. Meine Mutter hat vor vielen Jahren hier am Grab des ihr unbekannten Vaters gestanden und so stand ich nun da um einen Opa zu betrauern, den ich nie kennenlernen durfte. Ein netter Mitarbeiter der Gedenkstätte berichtete uns nachher über die Gefallenen, über seine Arbeit und später habe ich ein Bild der Grabstätte an meinen Bruder Markus und meine Cousine Iris gesandt.

In heftigem  Regen sind wir anschließend nach Catania gefahren. Dank der Einbahnregelung  haben wir sehr schnell einen Parkplatz gefunden in unmittelbarer Nähe zum Dom und der Haupteinkaufsstraße. Gerade war drei Tage lang das Fest der heiligen Agatha gefeiert worden. Die Straßen waren voll des Kerzenwachses, das nun mühsam wieder entfernt wurde. Wir haben uns durch die Stadt treiben lassen und einige Altertümer gesehen. Das Amphitheater war von der Straße aus gut einsehbar, da die Hauptverkehrsachse rund um das Theatro Maximus führt.

Der starke Regen verhinderte mehr  und führte uns in ein Restaurant, in dem wir uns mit einer Vorspeise und einem Glas Wein gestärkt haben. Da wir am nächsten Tag den Leihwagen zurückgeben mussten, haben wir in der Nähe des Flughafens übernachtet und bei den Simpsons eine Pizza gegessen.  Zurück zum Hafen ging es bei schönstem Wetter mit dem Bus.

Die Faschingswoche war angebrochen und am Sonntag haben wir uns mit einigen Leuten in die Stadt zur Piazza Elena begeben, wo eine kleine Feier stattfand. Natürlich waren wir Touris wieder zu früh dran, denn das deutsche 9 Uhr ist mit dem italienischen 9 Uhr nicht vergleichbar. Lach…

Es wurde gerade erst alles aufgebaut und so nutzten wir die Zwischenzeit, um an einem sonnigen Platz einen Kaffee zu trinken. Die Kinder bekamen Luftschlangen und Konfetti, dazu gab es gratis Gesichtsfarbe und die Kinder wurden entsprechend angemalt. Der australische Batman Max sah danach wirklich aus, als sei er gerade der Hölle entkommen. Ein Pirat und ein Schmetterling hat unsere Runde ergänzt, selbst ich hatte mich als Nightmare verkleidet, da meine Kleiderkiste nicht mehr hergegeben hat.

Die Roben der Kinder waren teilweise sehr aufwendig gestaltet, wahre Prinzessinen flanierten über die Straßen. Auf der Bühne fand ein abwechslungsreiches Programm statt, von Minons bis klassischem Ballet war alles vertreten.

Da das Wetter einfach nur genial war, haben wir uns alle zum sonntäglichen BBQ getroffen.

Ansonsten hielt sich der Karneval in Licata in Grenzen. Das Cafe am Hafen versprach uns zum Dienstag Abend einen Tanzabend . Die einzigen, die tanzten waren Alea, die zweijährige Bootsnachbarstochter und ich, ich gebe zu, wir beiden hatten sehr viel Spaß!

Und zwei Tage später fand dann schon mein erster Geburtstag an Bord statt. Meine Nachbarin Claudia und ich begaben uns an diesem Donnerstag morgens auf den Markt  und wir haben, wie immer, uns mit vielem Obst, Gemüse, Salat und Blumen eingedeckt. Nachmittags tranken wir gemeinsam Kaffee. Abends hat mich Frank zum Essen ausgeführt. Ganz schön aufgebrezelt machten wir uns auf in die Stadt. Im ersten Restaurant war der Koch krank, im zweiten wäre er besser krank gewesen, denn dann hätten wir uns das definitv  schlechteste Essen unserer Reise schenken können. Für mich war das Essen echt ungenießbar, so mussten wir in einer Bar unseren Frust mit Alkohol ertränken.  Na ja, diese Erfahrung kann man immer und überall machen, aber gerade am Geburtstag ist man dann doch sehr enttäuscht. Das nächste Essen kann nur besser werden….

Wer war’s?!

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Da kann ich noch so streng schauen, meldet sich natürlich keine freiwillig.

Werde ich also autoritär, wende die Kollektivstrafe an und ersetze alle vier.

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Artet natürlich immer etwas aus und stört die Gemütlichkeit. Letztendlich aber erfolgreich, der alte Diesel springt wieder zuverlässig an.

Nächste Baustelle, das Ausdehnungsgefäß unseres Druckwassersystemes. Da war handeln zwingend, da das alte Gefäß aus Stahlblech war und bei defekter Membran in Windeseile zu rosten begann. Unschön, weil Trinkwasser.

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Das neue ist, wie unschwer zu erkennen, aus Edelstahl und rostet auch bei gerissener Membrane nicht mehr, muss demzufolge nicht direkt ersetzt werden.

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Unglücklicher Einbauort, wie immer Arme zu kurz, Beine zu lang, Bauch zu dick.

Dauert rund vier Stunden und  dann auch noch italienisch für Anfänger, war gestern leicht überfordert und habe mich bannig auf das Feierabendbier nach Unterrichtsschluß gefreut.

Mittlerweile sind auch die Solarpanele eingetroffen, der Vollzug der Montage wird zu gegebener Zeit mitgeteilt.

Non, je ne regrette rien

Nein, ich oder besser wir, bedauern nichts. Wir werden oft gefragt, ob das neue Leben besser ist. Anders würde ich sagen, interessanter, vielfältiger, aber besser?
Wir wollten es so und es macht Freude. Wir entdecken viele neue Aspekte von Europa, lernen mehr von diesem Kontinent und erfreuen uns an unserem Status: Schengen-Raum. Was für ein Geschenk!
Das kann man vielleicht nur würdigen, wenn man die Schwierigkeiten der „Ausländer“ kennenlernt. Spätestens nach 180 Tagen für 90 Tage außerhalb sein, das Problem haben wir nicht.
Erfreuen wir uns also an unserer Kultur, Hammer würde ich sagen, das haut sogar den ignorantesten Ingenieur von den Stiefeln. Italien ist so reich an Altertümern, bolleralte Klamotten, da fliegt mehr als nur ein Blech weg. Unfassbar, was hier noch so alles rumsteht. Die alten Griechen haben hier so einiges hinterlassen, die Römer geändert, die Karthager und Normannen ebenso und die Italiener kriegen so langsam alles klein (Scherz), sie bemühen sich nur.
So ein wenig fehlt mir Deutschem das Bewusstsein für die Natur. Kunststoffmüll überall, Mülltrennung gewollt aber nirgends vollzogen, Scheiß auf die Umwelt. Alltag in Italien. Wie im Straßenverkehr, alles kleine Kinder. Linien auf der Straße, Schilder am Rand die da so rumstehen, Ampeln die irgendwelche Farben zeigen, alles Vorschläge, kann man, muss man aber nicht. Macht auch keiner, allenfalls Deutsche, merkt man sofort. Blanke Anarchie und funktioniert trotzdem, so what!
Irgendwie witzig und doch Alltag, also gewöhnen wir uns daran und überholen trotz durchgezogener Linie. Kann ich auch.
Und bei all den Unterschieden zu unserem geordneten (deutschen) Leben, geht und macht Spaß, diese Anarchie. Da kann ich die Italiener verstehen.
Noch ein Nachsatz für die Techniker:
Die Bude schwimmt noch und ist trocken, die Abdichtung der Fenster war erfolgreich, der Motor läuft. Alles auf grün! Der Geräteträger ist beauftragt, die Paneele darauf geordert, lange nix mehr repariert.
Der Plan für 2018 ist überarbeitet, Frühjahr im ionischen Meer, ein Paar Freund treffen, später durch den Kanal von Korinth und wahrscheinlich dann Dodekanes, also Rhodos, Kreta und so. Falls wir früh genug dran sind, gibt’s noch Albanien vorneweg, könnte aber knapp werden. Ein australisches Schiff hier sagt alles: No plans just options.

Eintauchen in die sizilianische Geschichte

Nun sind wir seit 10 Tagen zurück auf Sizilien. Die ersten Tage waren wir geblendet von der Sonne und dem für deutsche Verhältnisse sehr gutem Wetter. Während wir das Boot auf Vordermann gebracht haben, mussten wir auf Sommerbekleidung umrüsten. Wie schön, endlich mal kurze Hosen zu tragen. Am Donnerstag durfte Frank das Markttreiben kennenlernen. Wir haben es sehr genossen, uns mit frischen Lebensmitteln zu versorgen. Der Preis spricht Bände. Für ein Auto  voll Gemüse, Obst, Salami, OIiven und vielem mehr, haben wir lediglich 15 € bezahlt, einschließlich dem portablen Espresso, den wir von einem fahrbaren Stand gekauft haben. Als die Grundversorgung gesichert war, haben wir uns auf den wohlverdienten Heimweg gemacht. An Bord angekommen, habe ich den ersten grünen Smoothie für das Jahr 2018 zubereitet,  Dank der Ananas hat er lecker geschmeckt und der ganz frisch geerntete Spinat hat mir den richtigen Kick gegeben. Am Samstag sind wir rund um Licata gefahren. Zuerst wollten wir einen Metzger in Ravenusa aufsuchen, dies ist aber an diversen gesperrten Straßen gescheitert. Der Flair des sizilianischen Straßennetzes hat sich uns nicht erschlossen. Sobald man von den breiteren Landstraßen abbiegt, kommt man in eine Art offline Modus. Straßen sind unterspült, weggebrochen, gesperrt. Wir haben den Metzger aufgegeben und sind nach Palma di Montechiario gefahren. Dort stammt die Familie meiner Friseurin Lilly her. Als es zu regnen begann, haben wir uns auf den Heimweg gemacht, ohne den Strand gesehen zu haben.

Das erste BBQ am Sonntag haben wir in strahlendem Sonnenschein genießen dürfen. Die Stimmung war ausgelassen, da während der letzten Tage immer mehr auf ihre Boote zurückgekehrt sind. Das finnische Moekispiel hat Frank zweimal gewonnen. Der Sieger hat den Rest des nachmittags verschlafen, während ich zum Strand spaziert bin und einen fantastischen Sonnenuntergang erleben durfte. Die Tage werden länger und es ist deutlich wärmer als zu Beginn des Dezembers. Da wir noch einige Arbeiten an Bord zu bewältigen haben, mussten diverse Termine mit Handwerkern abgearbeitet werden, denn wenn wir den Sommer über in Griechenland zubringen wollen, benötigen wir Solarpanele. Mit diesen sind wir unabhängig vom Stromnetz.

Sarah hat ihren Aufenthalt in England genutzt und weitere Pilates DVDs mitgebracht. So war das Erstaunen am Montag groß, als es in der Übungsstunde doch sehr anstrengend wurde. Zum Glück hat Fabiana am Dienstag eine sehr entspannende Yin Yoga Stunde angeboten, das hat die vernachlässigte Muskulatur entspannt.  Den freien Mittwoch haben wir genutzt um weiter in die sizilianische Geschichte einzusteigen. Wir sind ins Valle dei Templi gefahren um die griechische Anlage zu besichtigen.

Mit Audioguide ausgestattet haben wir den Rundweg beim Tempel der Hera begonnen. Dieser Tempel steht am östlichsten Punkt der Anlage, so dass die Besucher von Sonnenaufgang zu Sonnenuntergang geleitet werden, da der letzte Tempel ganz im Westen des Areals steht. Der Tempel di Juno Lacinia entstand zwischen 460 und 440 vor Chr. Hier wurden Opfer dargebracht. Bei Tieropfern verbrannte man die für die Gottheiten bestimmten Teile auf dem Altar, während die Gläubigen das Fleisch bei einem gemeinsamen Mahl verspeisten. Die Anlage befindet sich über einem lieblichen Tal mit Meerblick, so dass der Blick immer in die Weite schweifen kann. Der nächste Tempel ist Concordia gewidmet, wurde ca 425 v Chr. erbaut und ist einer der vollständigsten der gesamten griechischen Welt. Ein ausgeklügeltes System aufeinander abgestimmter Maßverhältnisse ließ den Tempel auch aus größerer Entfernung als optische Einheit erscheinen. Im 7. Jh. wurde er in eine christliche Basilika umgewandelt, daher ist er bis heute sehr gut erhalten. Weiter geht es durch einen lieblichen Garten mit weißblühenden Mandelbäumen, deren Duft einfach betörend ist. Allein der Geruch war es wert, hier her zu kommen. Zwischen den Mandelbäumen stehen Olivenbäume, der Stämme darauf hinweisen, dass es sich um uralte Bäume handelt. In der Villa Aurea sehen wir uns eine Ausstellung an, die auf das Flüchtlingsproblem hinweist. Der Künstler hat Fotografien mit Blechteilen versehen, die mir teilweise den Atem raubten. Ein Mädchen hält eine Puppe im Arm. Rucksäcke, Taschen schwimmen im Meer. Hier auf Sizilien kommen viele Flüchtlinge an und einige Tage später werde ich lesen, dass dieses Jahr im Januar viel mehr Vertriebene hier anlanden, als noch ein Jahr zuvor.

Unser Weg im Valle dei Templi führt an einer frühchristlichen Grabanlage vorbei und wir gelangen zum Tempio di Ercole ( Herkules), der bereits ca 500 v. Chr. erbaut wurde. Der Tempel ist verfallen, lediglich die Säulen wurden zun Beginn des 20. Jh. wieder aufgerichtet. Ich will nicht verschweigen, dass die Anlage von einer Stadtmauer umgeben ist, die bis auf Reste zerstört wurde, jedoch immer wieder Ausblicke auf das ruhige Mittelmeer gewährt. Die beiden letzten Tempel, der des Zeus und der der chtonischen Gottheiten sind komplett zerstört. Den Giardino della Kolymbetra müssen wir uns später ansehen. Er wird erst im Feburar eröffnet und wir waren am 31. Januar hier.  Im März findet das Mandelblütenfest statt, sodass wir einen weiteren Grund haben, nochmals hierher zurück zu kommen.

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Da uns die Sonne verwöhnt fahren wir weiter entlang der Küste und besuchen unsere Partnerstadt Realmonte. Hier gab es früher Schwefelgruben, heute ist dieser Küstenabschnitt dank seiner tollen Strände bekannt. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, welch ein Betrieb im Sommer hier herrscht. Maria von der Marina erzählt mir einige Tage später, dass viele aus Licata im Sommer mit ihren Booten nach Realmonte fahren, um die schönen Strände zu genießen.

Am Donnerstag machen wir uns ins Landesinnere auf. Vorgewarnt durch Birgit, weiß ich, was uns an Straßen erwartet, doch das Erlebnis ist dann doch sehr beeindruckend, denn teilweise haben wir das Gefühl, wir fahren über Feldwege. Überall stehen Hinweise, dass diese Straßen bei Regen nicht befahren werden dürfen und das können wir uns gut vorstellen, denn teilweise fahren wir durch zentimeterdicken Sand, der von den steilen Hängten gespült wird. Die Ortsdurchfahrt von Barrafranca fordert uns erheblich, doch dank Navigation mittels Handy kommen wir wohlbehalten durch den spektakulären Ort. Nur wer dort war weiß, wovon ich schreibe. Das Ziel unseres Ausfluges entschädigt für alle Unannehmlichkeiten während der Fahrt. Wir besichtigen ein weiteres Weltkulturerbe: die Villa Romana del Casale. Die Villa entstand zwischen dem 3. und 4. Jh nach Christus und liegt in einem wald- und wasserreichen Tal. Bis heute weiß man nicht, wem diese luxuriöse Villa gehörte, eventuell Kaiser Maximilian oder einem aus Nordafrika stammenden Gouverneur von Sizilien. Die sehr gut erhaltenen Mosaike zeigen ein luxuriöses Leben, indem der genussfreudige Mensch, Jagden und Spiele im Vordergrund standen. Eine hauseigene Therme zeigt auf, wie der Mensch in der Spätanike kurz vor Untergang des römischen Reiches gelebt hat. Die imposante Villa mit 3500 qm gliedert sich um einen zentralen Säulenhof. Daran schließt sich im Westen die Thermenlandschaft an, im Norden der Gästeflügel und im Osten die privaten Gemächer mit dem Empfangssaal, im Süden die Speiseräume. Die von nordafrikanischen Künstlern geschaffenen Bodenmosaiken sind in leuchtenden Farben gestaltet und mit großer Liebe zum Detail erzählen sie aus der griechischen und römischen Sagenwelt. Ein Erdrutsch im 12. Jh  hat die Anlage verschüttet, daher sind die Mosaiken so gut erhalten.

Von diesem einzigartigen Kulturgut machen wir uns auf den Heimweg, der uns über Piazza Armenia über Gela nach Licata zurückführt.

Ereignisreiche Tage haben wir erlebt, nun ist bereits unsere zweite Woche angebrochen, das Wetter schlechter geworden, so dass ich den Samstag zum Schreiben nutzen kann. In der Hoffnung, dass das Wetter schöner wird, wünsche ich Euch ein geruhsames Wochenende, wo auch immer Ihr gerade seid.