oder das Versagen von Politik und Behörden in Europa.
Zuerst mal zurück nach Licata, Motoröl und Filter wechseln, Seewasserkreis mit Süßwasser spülen (der Ölkühler lässt grüssen), Umkehrosmose mit Biocid spülen, das wars schon. Einzig die Lichtmaschine macht Kummer. Ausgebaut bringt mein Akkuschrauber nicht genügend Drehzahl um das Ding zum Leben zu erwecken, war ja klar, also ab auf die Drehbank. Dort erzeugt sie 14,4 V und funktioniert also. Sonntag Morgen gegen 0600 noch schnell eingebaut, kurze Verschnaufpause und ich mache mich auf den Weg zum Busbahnhof.
Das Ticket habe ich in weiser Vorausicht schon am Vortag gekauft, der Bus darf nur zu 50% ausgelastet werden. In Gela steigt der Rest zu, auf einen Schlag voll, Glück gehabt. Witzigerweise findet hier der Wochenmarkt statt. In Licata ist er coronabedingt geschlossen, ist lediglich 25 km entfernt und so verschieden scheinen mir als Laien die Umstände nicht.
Die unbedingt notwendige schriftliche Erklärung, warum ich die Stadtgrenze von Licata überschreite, will keiner sehen. Schade, habe mir so viel Mühe bei der Übersetzung gemacht, weil Formulare nur in italienisch heruntergeladen werden können.
Am Flughafen angekommen zücke ich das nächste Formblatt in zweifacher Ausfertigung und werde belehrt, dass ich das Gebäude erst 3 Stunden vor Abflug betreten darf. Nun gut, finde ein geöffnetes Café und setze mich in die Sonne. Alle anderen Cafés, Bars, Restaurants in Italien sind geschlossen. Irgendwie inkonsequent. Dieses besagte doppelte Formblatt wird später von der Polizei abgestempelt und ein Exemplar wandert in deren Ablage, meins Tags darauf in den Papierkorb. Bis auf die Tatsache, dass der Zubringerbus zum Flieger vollgestopft wird, geht alles seinen geregelten Gang und nach Ausfüllen eines weiteren Formulares (woher, wohin, mit wem und wo habe ich gesessen) wird nach der Landung bei Betreten des Flughafengebäudes mein Ausweis von der Bundespolizei geprüft. Das wars auch schon, kein Abgleich mit dem letzten Formular, selbstverständlich auch keine Temperaturmessung und selbstredend auch kein Schnelltest, sind wir doch keine Urlaubsrückkehrer zwischen erster und zweiter Welle sondern pendeln lediglich von einem Risikogebiet in ein anderes mitten in der zweiten Welle, muss man verstehen.
Eva und Georg kommen mich abholen und der Bub geht in Quarantäne, aus der ich mich nach 5 Tagen nach einem negativen Schnelltest selbst entlasse. Die zwingend vorgeschriebene Anmeldung, immerhin online (das ich das in Deutschland noch erleben darf) bei einreiseanmeldung.de verpufft derweil im Nirwana. Wer zur Hölle soll das auch kontrollieren, Gesundheitsamt? Das hat andere Sorgen. Ortspolizeibehörde? Die wissen wahrscheinlich nichts davon. War aber ein ausgesprochen übersichtliches Formular, deutlich schlanker als die italienischen, dafür aber ohne QR-Code, den gab es bei der Einreise nach Spanien und der kann so schön gescannt werden.
Wohin all die Daten fließen wär ja mal interessant, vermutlich gammeln die auf irgendeinem Server und langweilen sich zu Tode.
Mittlerweile habe ich wieder die App gewechselt. Von Immuni (bella italia) zu Corona Warn-App (klassisch deutsch), da beide gleichzeitig nicht funktionieren, warum auch.
Irgendein Fazit? Ich würde sagen der Schutz der Bevölkerung ist definitiv ausbaufähig, siehe simples Messen der Temperatur. Geht fix und sortiert die fiebrigen aus, die ganzen Selbstauskünfte über den Gesundheitszustand produzieren nur Altpapier.
Und noch ein Wort zu dem Lockdown light, typisch deutsches Wort, in den umliegenden Ländern sind das echte Ausgangssperren. Teilweise grundsätzlich, außer natürlich notwendige Besorgungen, schriftlich angezeigt, meistens jedoch nur nachts von 22:00-5:00. Maskentragen überall in der Öffentlichkeit, unabhängig von irgendwelchen Abständen. Das sind echte Einschränkungen, nicht so ein Pillepalle wie hier.
Kopfschüttelnde Grüße aus dem grauen Saarland
Frank
Angekommen
In Licata und was für ein Empfang.
Nach der Cala Teulada fuhren wir für einen Tag nach Mahon, einkaufen, Fleisch! essen, bunkern. Am nächsten Morgen brachen wir in Richtung Sardinien auf, leider hoch am Wind und mit einer ganz fiesen Welle genau auf die 12, nicht so schön. Das dauerte den ganzen Tag, der Anker wurde mehrmals gebadet, EIRA tauchte öfter mal die Nase in die See, kein Vergnügen, 110° waren angesagt, 080° waren mit ach und Krach möglich.
Im Laufe der Nacht dann konnten wir den Motor abschalten, Kurs ändern Richtung Carloforte und schlicht segeln, welch eine Entspannung.
Kommt irgendwann ein Thunfisch angeschwommen und beißt in unseren Köder, dumm gelaufen für ihn, Schlachtfest für uns.

Ist leider immer eine Riesensauerei mit diesen Fischen, aber die Kühlbox war auf einen Schlag voll.
Als wir am übernächsten Morgen kurz vor Carloforte wieder Empfang hatten, entschlossen wir uns kurzfristig einfach weiterzusegeln, das Wetter war zu verlockend. Achterliche Winde, einfach nur mit der Genua, die Routine an Bord beibehalten und laufen lassen.
Wiederum 2 Tage später ist Sizilien voraus, zuerst die ägadischen Inseln und im Hintergrund schon Sicilia.

Schnell noch ein Fischchen rausgeholt und dann muss ich auch schon von downwind zu upwind umrüsten. Genua rein, Grosssegel und Trekker raus. Da der Wind immer stärker aus Südost bläst machen wir noch ein paar Kreuzschläge, müssen aber einsehen, das wird nichts mit Licata und fahren notgedrungen in den Hafen von Mazara del Vallo. Obwohl ich mit der Hafenverwaltung vorab telefoniert hatte, schicken sie uns wieder weg, weil wir einen Tag vorher eine Gesundheitserklärung hätten mailen sollen, was in Unkenntnis der Wetterbedingungen und mangels Internetzugang auf hoher See nicht möglich war. Da wiehert der italienische Amtsschimmel fast noch lauter als der deutsche. Der uns zugewiesene Ankerplatz vor der Hafenmole war mir wegen aufziehender Gewitter und Sturmwarnung nicht geheuer und so schickte ich an Hafenverwaltung und Gesundheitsbehörde diese ominöse Erklärung und sollte bei letzterer nachfragen, ob wir eine Ausnahmegenehmigung bekommen können. Leider hatte die Behörde nachmittags geschlossen und der Skipper bekommt langsam einen ziemlich dicken Hals. Daraufhin habe ich den Harbourmaster zusammengefaltet und wollte von ihm wissen, ob das die neue Art italienischer Seemannschaft ist. Letztendlich durften wir dann doch in den Hafen, mussten aber an Bord bleiben.
Was für eine Ausgeburt an Schwachsinn! Niemand kontrolliert unsere freiwillige Selbstauskunft, aber ohne die paar Seiten Papier geht nichts. Idiotischer kann man mit dieser Pandemie kaum noch umgehen.
Nach 2 Tagen legt sich der Wind und wir nehmen die letzte Etappe nach Licata in Angriff, wiederum über Nacht, da ich nicht ständig mit den Behörden konferieren möchte, nicht das mir doch mal der Kragen platzt.
Anderntags am frühen Morgen ist dann endlich Schluss mit lustig, der Hafen ist erreicht und kaum haben wir angelegt kommen auch schon Angela, Klaus und Syd zur Begrüßung und offerieren trotz früher Stunde ein Anlegerbier.

Jetzt werden noch ein paar Partys gefeiert, das Schiff in den Winterschlaf versetzt und am 15.11. geht es zurück in die Kälte.
Aber wir werden zurückkommen, da bin ich mir ganz sicher!
Frank aus dem unverschämt sonnigen Sizilien
Back on track
Am 02.10. war es soweit, zurück auf EIRA und vorbereiten auf die Überfahrt nach Sizilien.
Erste Überraschung, es wird kein Seewasser angesaugt, demzufolge die WC-Spülung nicht funktioniert. Die Ursache waren eine Menge Haare nicht im Filter, nein im Ansaugstutzen. Wir saugen unser Seewasser aus dem gleichen Rohr an, durch welches ein Teil unseres Cockpits entwässert wird, natürlich auch wenn wir dort duschen. Heureka! Wie dahemm. Das hat allerdings eine zeitlang gedauert diese überhaupt erst einmal zu finden.


Zweite Überraschung, der Motor fördert kein Kühlwasser. Das wiederum ist ein schwerwiegendes Problem.
Impellerpumpe ist ok, Seewasserfilter frei. Der Getriebeölkühler schwächelt auch schon seit geraumer Zeit, ideal diesen nun zu ersetzen.

Allein er war es auch nicht. Der Ölkühler war komplett dicht. Ablagerungen aus dem vorgeschalteten Getriebekühler und weiß der Teufel noch was so alles. Also ein klassischer Fall für ein ausgiebiges Bad in Zitronensäure, hat einen ganzen Tag geblubbert und nun ist er wieder willens das Seewasser durchzulassen.

Mit der Säure habe ich auch unsere Trinkwassertanks gereinigt. Das Wasser ist nun nicht mehr bräunlich und weil ich alles über das Waschbecken im Bad abgepumpt habe, pumpt auch das WC wieder wie Bolle. Habe offensichtlich den Schlauch zum Seeventil im Bad gleich mitgereinigt.
Mittlerweile ist auch Morten, ein Nachfahre der alten Wikinger eingetrudelt. Wir wollen die Überfahrt gemeinsam absolvieren, kaufen noch ein und legen am 12.10. ab, direkt nach Ibiza. Gleich am Nachmittag beißt der erste Fisch, ein kleiner Bonito und am nächsten Tag eine Dorade. Beide leider noch etwas jung, aber schmackhaft. Da ist es überaus praktisch, dass wir die Vorräte mittlerweile einfrieren können, Kühlbox sei Dank.


An der Ostküste von Ibiza legen wir mitten in der Nacht im Hafen von Santa Eulalia an und hauen uns erst mal einen ordentlichen Schluck Rotwein in de Kopp, wohlverdient.
Am 16.10. legen wir morgens ab und segeln durch die Nacht nach Mallorca, Porto Colom an der Ostküste. Morgens an der Tanke eine echte Überraschung. Nur 1,16€/ltr. Da werden gleich mal 500 € im Tank versenkt, sollte bis zum Frühjahr reichen.
Den nächsten Tag in die Baja de Arta und am 18.10. morgens um 0600 auf nach Menorca, Cala Teulada in der Bucht von Mahon. Leider geht mir unterwegs ein Schwertfisch vom Haken, aber der nächste wartet sicher schon.
Wo im Sommer die Hölle los ist, liegen wir allein mit einem weiteren Boot.
Heute ist Putz- und Ruhetag, morgen gehen wir für einen Tag in den Hafen zum Einkaufen und Donnerstag wollen wir die 200 sm direkt nach Carloforte, Sardinien, in Angriff nehmen.
Im Gegensatz zu den vergangenen Sommern können wir fast alles segeln, freundlicher Nebeneffekt zum verspäteten Saisonbeginn.
Bis die Tage, Morten und Frank
How deep is the ocean, how high is the sky…
Dieser Song von Ella Fitzgerald wird besprochen in Carmen Korn`s Trilogie „Töchter einer neuen Zeit“, die ich in der Reha verschlungen habe und beschreibt recht treffend das derzeitige Wechselbad meiner Gefühle.
Ja, wie ihr schon von Frank`s Artikel wisst, hatte ich am 6.6. einen Schlaganfall. Die ersten Tage waren geprägt von Angst, Verzweiflung und Tränen. Die Zeit auf der Stroke Unit im DRK Krankenhaus war sehr intensiv und hat mich zurück ins Leben gebracht. Die Ergotherapie begann bereits am 7.6., wobei ich die komplette linke Seite nicht bewegen konnte.
Gelähmt, Schockstarre.
Aber Ines, Andrea und Manuel haben meinen Kampfeswillen geweckt und mich in Minimalschritten zu Höchstleistungen gepuscht. Doch dies wäre alles nicht möglich gewesen, wenn mich nicht meine Schwägerin Birgit am Morgen des 6.6. im Bad gefunden hätte und sofort den Ernst der Lage erkannt hatte. Rettung und Notarzt alamiert und ab ins DRK, wo sie wusste, dass es eine Stroke Unit gibt. Sie hat mit den Ärzten gefightet bis ich eine Lyse-Therapie bekam. Wie eine Löwin um ihr Junges kämpft, hat sie für mich mein Leben in die Hand genommen. Sie ist meine Lebensretterin, mein Anker in der Not. Sie hat Frank informiert und es sogar auf die Intensivstation geschafft, obwohl diese wegen Corona nicht zugänglich war, Löwin eben.
Der zweite Lichtblick war, dass ich mit Frank, der noch in Spanien weilte, telefonieren konnte. Step bei Step! Gebettet von der Ergo, daß ich auch mal auf der linken Seite liegen konnte. Welch eine Wohltat, weil es zu Beginn 1 Stunde dauerte, bis ich mich von einer Seite auf die andere drehen konnte.
Ich musste akzeptieren im Rollstuhl zu sitzen, duschen war nur mit Hilfestellung möglich wie so vieles andere auch. Schlucken ging nur mäßig, daher war meine Nahrung auf Schluckstufe 2a reduziert, kein wirklicher Genuß. So war es ein Highlight, als es zur Belohnung all meiner Trainings eine Lasagne gab.
Es geht aufwärts. Werde verlegt auf Station, bekomme Normalkost und meine Schwägerin Birgit darf mich besuchen. Im Wechsel mit meiner Freundin Ute stimmt sie die Besuchszeiten ab und erfüllt mir all meine kleinen und großen Wünsche.
Steil bergauf geht es, als Frank endlich aus Spanien eintrifft. Der Oberarzt ordnet gleich einen therapeutischen Besuch an, yeah, Frank darf zu mir, ohne Quarantäne einzuhalten, mit Abstand, aber egal. Jetzt wird alles gut! Ja, jetzt kehren Lebensmut und Power zurück. Gehe erste Schritte, dusche mich alleine, ziehe mich an und esse ohne Hilfe. Und ja, viele, viele liebe Menschen melden sich bei mir, rufen mich an, geben weiter Auftrieb. Deana, Anika, meine Tante Christel, Dorothe, Georg, Stephan und Stefan, Franz und vor allem auch meine Schwiegermama unterstützen mich täglich und sind allgegenwärtig.
Zudem habe ich das Glück, in Ulrich einen tollen Cousin und Patenkind zu haben, der bei den Schmieder Kliniken für mich einen Platz in der Reha in Heidelberg organisiert. Am Dienstag den 23.6. sage ich tschüß zu Dr. Lamberty und seinem fantastischem Team und werde liegend von den Maltesern nach Heidelberg transportiert.
3 Tage Quarantäne, ein weiterer Covid 19 Test und dann beginnt eine neue Zeitrechnung ohne Rollstuhl und Rollator, gehend, zögerlich und unbeholfen, aber welch ein Fortschritt. Viele Therapien, das Beste vom Besten, viel eingesetzter Schweiß, Muskelkater und Spasmen und ich gehe Frank beim ersten Besuch draußen bereits entgegen.
Ich wechsele von Terraingruppe B zu A, darf erstmals in den Wald, in der Gruppe natürlich, und direkt zu den Mammutbäumen, die Ende des 19. Jhr. hier gepflanzt wurden. Orte der Kraft und der Ruhe, Energiebringer und ja, zurück zu meiner geliebten Bewegung.
Überraschungsanrufe aus der ganzen Welt. Danke Karen, Claudia, Birgit Petersen, Bendi, Anne – Inger, Lisa, Philippa, alle von Cartagena und Licata. Die Welt zu Gast in Heidelberg. Buchgeschenke, Blumengeschenke, What´s App Nachrichten, aus Neckarrems, der Schweiz, Frankfurt, Darmstadt, Schönwald, Eppelborn, Dillingen, Saarlouis, Bubach, Stockweiher, Frankreich, Australien, USA, Norwegen, Schweden, und natürlich aus Heusweiler. Ihr tragt alle zu meiner Genesung bei. DANKE, DANKE, DANKE. Bitte nicht böse sein, wenn ich jemanden nicht namentlich erwähnt habe.
Auch in der Klinik gibt es ganz liebe Menschen mit viel Tiefgang, z.B. Thomas Weiß, evangelischer Pfarrer und Autor, er erholt sich hier seit Monaten von seiner schweren Covid-19 Erkrankung. Von ihm ist folgendes Gedicht für mich:
trocken liege ich
im watt meiner
wünsche es braucht
eine flut
von vogelrufen aus der tiefe
von verklingen im saum damit
ich treibe
Inspiriert von unserer Visitenkarte, unglaublich, und wie passend gerade jetzt.
Demnächst mehr, meine linke Hand ist müde!
Palstek geht schon wieder.
Bleibt gesund, bis bald, ein Rekonvaleszent, der wieder lachen kann
Das 4. Jahr
hat gestern begonnen.
Ursprünglich wollten wir um diese Zeit bereits auf den Balearen sein und leere Buchten und Strände genießen, da das Virus uns im Frühjahr schon den Jahresplan hatte ändern lassen und ob der weltweiten Situation Europa angenehmer als erratische Präsidenten jenseits des großen Teiches erschien.
Zwischenzeitlich hat es aber leider Eva böse erwischt, ischämischer Pons- und Mittelhirninsult, auf deutsch Schlaganfall.
Aus nicht wirklich heiterem Himmel, ohne Vorzeichen, Vorerkrankungen oder auf Grund ihres Lebenswandels gefährdet, keine Ahnung wo das herkam.
Das wirft nun unsere kurz-, mittel- und möglicherweise langfristigen Planungen komplett über den Haufen.
Kurzfristig ist Eva nun nach der stroke unit in Saarlouis nach Heidelberg verlegt worden und mischt dort die Therapeuten auf.
Die linksseitigen Lähmungen bilden sich zurück oder besser der gesunde Teil des Gehirnes übernimmt die Steuerung der Funktionen, schneller als allgemein üblich, aber dieser Weg wird lang sein.
Mittelfristig bleiben wir natürlich in Deutschland, Eva kämpft und ich versuche sie bestmöglich zu unterstützen. EIRA bleibt vorerst in Cartagena und nach stationärer und anschließender ambulanter Reha wollen wir entscheiden, ob langfristig unser Plan noch zu halten sein wird.
Hat ja keine Eile.
Ist zwar ein wie immer schlechter Sommer hier, wenig Wasser in Eppelborn, kein Raubfisch für die Schleppangel und sonst nur Corona, Corona, Corona.
Egal, Eva schaut positiv in die Zukunft, gibt wie immer alles und wir warten mal ab. Vielleicht können wir im Herbst absehen, was möglich sein wird, vielleicht auch erst später, on verra.
Gruß diesmal aus Eppelborn
Frank
Lernkurve
Eindeutig ansteigend, finde immer etwas neues.
Neulich war ich mal wieder der Meinung basteln zu müssen, Langeweile und die Neugier auf das Ruderlager waren der Auslöser.
Die Demontage war verhältnismäßig einfach, das Chaos in der Achterkabine dagegen groß.
Der ausgebaute Ruderquadrant.
Das obere Ruderlager, die Buchse aus POM im Hintergrund. Der Schmodderkram davor ist ein Kugellager zwischen Lager und Quadrant.
Koker von oben (eingeschweißtes Rohr mit Aufnahme für die Notpinne), da ist alles anmontiert. Unten noch der Kolben des Hydraulikzylinders.
Beim Nachmessen des alten Lagers musste ich dann leider feststellen, dass dat Dingens konisch ausgeschlagen ist. Unten größer als oben. Gehe also davon aus, dass beide gewechselt werden müssen. Im Wasser jetzt nicht so der ultimative Job. Alles wieder zusammengeschraubt, die beiden Neuteile um 4/10 tel Millimeter abdrehen lassen, sollte jetzt passen, Austausch an Land!
Bei der Gelegenheit noch einen neuen Hydraulikzylinder bestellt, das Bauteil, auf das wir nicht verzichten können. Ist mittlerweile da, bereits verstaut und gibt uns Redundanz falls der alte mal siffen sollte. Ob wir diese Saison aus dem Wasser gehen ist noch nicht entschieden, muss ich erst wissen wie sich das schnuckelige Virus vermehrt. Spanien hat viel Lehrgeld zahlen müssen für ihre anfängliche Ignoranz.
Kaum genesen von der Schweinerei, da war überall Fett in rauhen Mengen, der ganze Ruderkoker voll davon und rundherum auch nicht gegeizt, richtet sich mein Adlerblick auf die Toilette. Tröpfelt seit geraumer Zeit vor sich hin, nicht viel, aber konstant.
Also frisch ans Werk und zerlegt.
Immerhin kein Fett dran, ansonsten jedoch so das ein oder andere….
Die zwei Übeltäter, (Un)dichtung und Popelschräubchen, schon etwas ramponiert.
Das Zerhackermesser war kurz vorm Abflug, allerhöchste Eisenbahn für den Kontrollblick. Neue Mutter drauf (selbstsichernd aus unserem Fundus), hätten die Taiwanesen auch von Hause aus so montieren können, Schlamperei!
Austausch der Dichtung, zweimal zusammengeschraubt, da der Schlingel nicht auf Anhieb dicht war, geht wieder. Zwischenzeitlich eine Befestigungsmutter nebst U-Scheibe und zugehöriger Nuss unter der Duschtasse wieder hervorgeholt, reichlich geflucht und nach vier Stunden war alles wieder gut.
Jetzt warte ich auf einen neuen Anfall von Langeweile und suche mir ein neues Projekt, konnte bis dato aber noch elegant umschifft werden, bin ja auch der Skipper hier.
Die Tage tröpfeln so dahin, erste Lockerungen in Kraft, aber nicht wirklich große Veränderungen. Wird wohl vor Mitte bis Ende Juni nix mit ablegen und davor muss ich auch erst noch ins Wasser, Propeller sieht bestimmt aus wie Sau, klingt jedenfalls so.
Wasser hat mittlerweile gut 20°C und ich fürchte nur der Sommer kommt bald. Dann wird es wutzeheiß im Hafen. Letzte Woche hatte ich einen kurzen Vorgeschmack und ratz fatz die Beschattung der Luken und Fenster montiert, wird kuschelig werden.
Also kurzes Update, der Kahn schwimmt noch und der Bub ist gesund.
Gruß aus Cartagena, Frank
Spannungsarm
Dieser Tage abends fällt mein kritischer Kontrollblick auf die permanente Spannungsanzeige am Schaltpanel.
11, irgendwas Volt. Alarm!
Direkt daneben am Batteriemonitor, der normalerweise immer SOC (state of charge) oder besser den Ladezustand der Batteriebank anzeigt, genug übrig und wie immer 13,2 Volt.
Ups, wattt’en datt schon wieder. Wer klaut hier die Spannung?
Erstmal eine schlaflose Nacht, am nächsten Tag alle Stromkreise auf Masseschluss geprüft (Aluschüsseln mögen das überhaupt nicht), alles ok. Die Überprüfung aller 12 Einzelzellen der Batteriebank (durchgehend 3,33 Volt pro Stück) brachte auch keine echte Erkenntnis.
Schaltplan: Wo wird der Saft gespeichert und wie verteilt?
Monsterböhmisches Dorf, wie immer wenn ich in die Masse der Papiere blicke. Einige Demontagearbeiten und Messergebnisse später schält sich heraus, dass über alle Wege der gefühlt kilometerlangen Kabel ein sone Schlingel (Plus in dem Falle) rund 1,5 Volt weniger anbietet als ihm zur Verfügung gestellt wird und ausgerechnet die Hälfte des Schaltpanels versorgend, an dem die Spannungsanzeige, aber auch die beiden Kühlschränke hängen. Der eine für Lebensmittel, der andere für das Eis des Gin Tonic verantwortlich. Panik!
Es hat einen weiteren Tag und locker 2 Bier benötigt um einer schlechten Verbindung der Zuleitung im Klemmblock auf die Spur zu kommen. Erinnerte mich stark an die verschmurgelte Lüsterklemme in Italien (Hauptzuleitung zum Bad), damals sonntags! Abends vor dem Absprung zum Stromboli 2017, weswegen ich uns geschworen hatte nie mehr Sonntags an Werkzeug zu denken, geschweige denn das Zeug anzufassen.
Was für ein Aufwand für eine Verbindung. Und da sag mal einer in Coronazeiten sei es langweilig.
Mittlerweile habe ich mich dazu entschlossen einen weiteren Monat in Cartagena zu bleiben. Mazarron ist 15 sm entfernt, da wird gearbeitet und ich darf auch dorthin, aber danach kann ich unsere Langzeitkonditionen über den Winter nicht wieder erwarten, es sei denn ich zahle durch. Super, dann halt doppelt oder was? Es ist zur Zeit leider nicht erkennbar, wann wir uns wieder frei bewegen können, insofern möchte ich nicht auf die verhältnismäßig günstigen Liegeplatzgebühren verzichten.
Werde in Ruhe, solange der Strom wie gewohnt durchs Schiff fließt, abwarten. Im Zweifel kommt der Bock erst nächsten Winter an Land, der Bewuchs unter der Wasserlinie hält sich noch in Grenzen und kann tauchend abgeschrubbelt werden. Immer vorausgesetzt wir dürfen Spanien tatsächlich mal verlassen, Schengen und so, da war doch mal was.
Also alles beim Alten, gesund und munter, wieder total unter Spannung und immer noch optimistisch.
Keep distance, stay safe
Frank
Lost in space oder der unfreiwillige Pfadfinder
Gestern musste ich unseren Leihwagen zum Flughafen Alicante zurückbringen, rund 120 km entfernt und das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, sehr schlechtes timing.
Ostersamstag mitten in der sehr strikten Ausgangssperre, theoretisch laut Autoverleiher erlaubt, wie aber den genervten Polizisten erklären?
Also gehe ich der Diskussion aus dem Weg und schleiche im Morgendunst zum Flughafen. Die Bullerei hat Schichtwechsel oder sitzt beim Frühstück oder was auch immer, keiner da.
Dummerweise ist aber am Flughafen auch keiner da, nur Polizei, zwei Ambulanzen, Sicherheitspersonal, das wars.
Lost in space!
Kein Informationsschalter, kein Bus. Den Abend zuvor sollten laut Fahrplan drei Busse nach Murcia fahren, am Morgen allerdings nicht mehr. Die Situation hat sich also schlagartig geändert und ich sitze auf dem Trockenen.
In Alicante landet lediglich ein Flugzeug pro Tag, braucht man demzufolge auch keinen regelmäßigen Personennahverkehr mehr.
Glücklicherweise langweilen sich eine Ebene tiefer eine Handvoll Taxifahrer und stehen sich die Reifen platt.
Der erste in der Schlange hatte den ultimativen Glückstag und offeriert die Rückfahrt nach Cartagena zum Normalpreis. Hätte ich vielleicht angesichts der Umstände sicher runterhandeln können, richtig gestresst sah er nicht aus, aber da kam der Pfadfinder, der ich nie war, mit seiner guten Tat.
Dafür verteidigt er auf der Rückfahrt tapfer seinen Fahrgast gegen alle Diskussionen der mittlerweile zahlreich präsenten Polizei, umschifft die Kontrollen und hatte fast Tränen in den Augen als wir im Hafen ankommen. Ich relativ früh zu Hause, er mit dem wahrscheinlich höchsten Tagesumsatz der letzten Wochen, beide glücklich.
Hier wird von einer 15-tägigen Verlängerung nach dem 26. April gemunkelt, aber nichts genaues weiß man nicht.
Weiterhin planlos, abwartend, aussitzend. Bin aber gesund und das ist die Hauptsache.
Fügt euch (hier ist es wesentlich restriktiver), schützt eure Lieben.
Frohe Ostern und viele bunte Eierchen,
Frank
Tausend Tage an Bord und Eva allein daheim
Nachdem Frank seine Situation beschrieben hat, bin nun ich an der Reihe. Meine Komfortzone ist hier in Eppelborn im Heimathafen bei meinem Bruder riesengroß. Im Gegensatz zu Frank, der in der Marina die Dusche mit vielen Personen teilen muß, habe ich ein Bad mit Dusche für mich alleine. Welch ein Luxus auf der einen Seite und welche Risikolosigkeit mich während des Duschens anzustecken. An Bord gibt es noch genügend Desinfektionmittel, sodass Frank sich ausreichend schützen kann.
Frank hat seine tägliche VHF Runde, die Telefonate mit mir, seiner Mama und seiner Schwester und gelegentlich meldet sich ein Freund bei ihm. Meine Kontakte, rein menschlich direkt, begrenzen sich auf meinen Bruder Markus und seine Frau Corinne, sowie Frank’s Mama und seine Schwester Birgit. Mit ihr gehe ich spazieren. Meine Schwiegermama versorge ich mit Lebensmitteln. Meine Mama kann ich nicht mehr sehen, da sie in einem Pflegeheim untergebracht ist und seit fast 14 Tagen ein Kontaktverbot gilt.
Was mache ich den lieben langen Tag? Aufstehen, Yoga, Frühstück, Duschen. Irgend etwas ist immer zu putzen, waschen oder zu organisieren. Ich backe mein Brot selber, im Moment ist Dinkel – Walnussbrot mein absoluter Favorit. Grüne Smoothies und viel Tee halten mich warm und bisher gesund. Einkaufen gehe ich nur dann, wenn ich etwas benötige, im Wechsel mit Corinne, sodass wir die Ansteckungsgefahr einschränken können. Da es hier in Deutschland sonnig aber kalt ist, gehe ich jeden Tag an die frische Luft. Das Virus hat uns und unser Leben im Griff. Was vor 2 Monaten üblich und normal war, ist verboten oder eingeschränkt. Wenn es mich und meine Liebsten schützt, bin ich gerne bereit zu verzichten. Dies fällt uns, die wir auf Booten leben vielleicht auch leichter, denn es gehört zu unserem Alltag. Wir sparen Wasser und Energie, denn beides ist an Bord nur begrenzt vorrätig. Wir passen unser Leben den Jahreszeiten an, die Sonne gibt uns den Takt vor. Lebensmittel werden bevorratet und sind für 4- 6 Wochen an Bord und werden mit frischem Obst, Salat und Gemüse aufgepeppt. So habe ich mich, als ich nach Deutschland kam bevorratet, alles Notwendige ist im Haus und in der Tiefkühltruhe. Es fehlt an nichts, auch nicht an Toilettenpapier.
So hat das Virus also unser Leben verändert. Wie schön also, die Wochen seit Januar Revue passieren zu lassen.
Beginnen möchte ich mit einem Treffen mit Segelfreunden im Januar in Mutzig. Während Anja und Klaus aus der Schweiz anreisen, kommen wir aus dem Saarland ins Elsass., unglaublich, da dort, wo wir uns trafen nun das Epizentrum der Corona Erkrankungen in Frankreich liegt.
Bisher haben wir uns persönlich noch nicht getroffen, ich hatte seit circa 3 Jahren oft intensiven Kontakt zu Anja via Facebook und Messenger. Unsere gemeinsame Leidenschaft zum Segeln hat uns zusammengeführt. Während Frank und ich bereits auf unserem Boot im Mittelmeer leben, können Anja und Klaus nur die Urlaube nutzen. Sie befinden sich auf einer Balticrunde und veröffentlichen auf YouTube Filmchen über ihre Erlebnisse. In Mutzig treffen wir uns im Bärenhotel, mitten im Dorf am Brunnen gelegen. Der Bär zieht seine Spuren durch das komplette Hotel, in keinem Raum fehlt das Tier, selbst die Weihnachtsdeko folgt dem Motto. Am ersten Abend genießen wir ein Feinschmecker Menü und fallen weit nach Mitternacht gesättigt ins Bett. Am nächsten Tag genießen wir die Sonne bei einem langen Spaziergang zur Feste Kaiser Wilhelm II hoch über dem Ort gelegen. Es war die erste moderne Festung der Welt. Wir erkunden das alltägliche Leben von 7000 Soldaten zwischen 1914 und 1918. Wir steigen hinab in kühle 14 ° kalte Räume und laufen mehr als 2 km unterirdisch durch die Verteidigungsanlage. Wir sehen Schlafräume, Waschgelegenheiten, Küchen und Lazarette. Tatsächlich wurde hier nie ein Schuss abgefeuert. Der junge Franzose, der uns durch die Feste führt betont in ausgezeichnetem Deutsch die Bedeutung von einem geeinten Europa für diese Grenzregion.
Geschichte macht hungrig, so genießen wir am Abend elsässische Spezialitäten und plaudern bei einem guten Wein über unsere Leben, Boote und Vorhaben. Nach einem Spaziergang durch den Ort heißt es am nächsten Mittag Abschied nehmen. Wir haben uns auf Anhieb prächtig verstanden und freuen uns auf ein Wiedersehen.
In Deutschland treffen wir uns mit Freunden, fahren auf die Boot nach Düsseldorf und dann heißt es schon wieder hasta luego, denn ich fliege Anfang März bereits wieder nach Deutschland.
In Spanien landen Frank und ich in der ersten Woche gleich mal mit Grippe im Bett. Während Frank sich zügig erholt, dauert es bei mir 14 Tage, bis ich den Kopf nochmals heben kann, Corona Virus? Wir wissen es nicht.
Aber gerade rechtzeitig zu meinem Geburtstag bin ich wieder fit und wir verbringen einen wunderschönen Tag am Strand gemeinsam mit unseren Freunden von Odin – X Michaela und Sven, bei Tapas und einem fruchtigen Weißwein.
Am 20. Februar besuchen wir Pascale und Gerrit von Mojito in Torrevieja. Die Sonne scheint warm und lädt ein zu einem ausgedehnten Strandspaziergang und ausgiebigen Gesprächen, haben wir uns doch seit Oktober nicht mehr gesehen.
Am nächsten Morgen mache ich mich schon früh auf, den Markt zu besuchen. Die Erdbeerzeit ist gekommen und die Früchte wurden jeden Tag größer und reifer. Der Preis stimmt und so schleppe ich 7,5 Kg Früchte an Bord, zusammen mit den übrigen Lebensmitteln wird mir der Weg zurück zum Boot lang, also rufe ich Frank an und bitte um Tragehilfe. An Bord beginnt gleich die Arbeit und am Samstag stehen 17 Gläser Erdbeermarmelade in Reih und Glied. Ich wurde rechtzeitig fertig, denn heute startet der spanische Karneval in die Endphase. Mittags sind wir in der Stadt unterwegs, um ein paar Gesangsgruppen zu hören. Am Abend lassen wir uns von tollen Kostümen und Tanzgruppen beim großen Umzug mitreißen, farbenprächtige, kunstvoll sind die Kostüme, die an uns vorüberziehen. Nach 4 Stunden sind wir erschlagen und gehen erschöpft zurück an Bord.
Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Spanien warm und sonnig und dem sonntäglichen BBQ steht nichts im Wege, es sollte mein vorletztes sein, denn es kündigte sich viel Wind an.
Mit dem Auto machen wir uns auf nach La Unidad, um den Parque Minero zu besichtigen. Rund um Cartagena gibt es 1200 Minen, die ersten wurden bereits durch die Römer betrieben. Nachdem wir uns im Museum einen Überblick verschafft und Grundinformationen erhalten hatten, wurden wir mit einem kleinen Zug zur Mine gebracht. Ausstaffiert mit Haarnetz und Helm stiegen wir hinab in die Dunkelheit.
Ich hielt mich direkt hinter unserem Führer auf, sodass ich von seiner Taschenlampe profitieren konnte. Das Areal der Mountain Range beläuft sich auf 50000 qm und verläuft über 5 Ebenen, bis zur 4. können wir absteigen, die 5. ist geflutet.
Wir können nur erahnen, wie mühevoll die Arbeit hier war. Im letzten Jahrhundert wurde an 7 Tagen der Woche malocht, um täglich 37 Wagen a 1000 Kg Eisenerz zu fördern. Erst wenn diese Menge erreicht war, durften die Arbeiter nach Hause gehen. Der Heimweg war lang, denn die wenigsten Arbeiter wohnten in La Unidad. Entlohnt wurde nicht mit Bargeld, sondern mit Gutscheinen. So profitierten die Minenbesitzer gleich doppelt, denn ihnen gehörten auch die Läden, in denen die Gutscheine einzulösen waren. Durch die harten Arbeitsbedingungen wurden die Arbeiter nicht alt, arbeiteten doch jeweils nur 7 Männer auf einer Sohle. Nachdenklich und erschüttert verlassen wir die Mine.
Da in Cartagena immer etwas los ist, besichtigen wir ein Marineversorungsschiff, das für 2 Tage im Hafen festmacht. Ein Matrose führt uns, denn in den endlosen Gängen hat man sich schnell verlaufen. Beeindruckend ist es schon, auf der riesigen Brücke zu stehen, mit all dem technischen Gerät, was der Marine zur Verfügung steht.
Und da man mit einer Besichtigung nicht ausgelastet ist, gehen wir im Anschluss zur Bike und Car Ausstellung direkt bei der Marina.
Wir lassen uns ein frisch gezapftes Bier schmecken und hören der Lifemusik zu, die wir dank der Nähe zur Marina während 3 Tagen Ausstellung genießen können.
Die Zeit rast wie im Flug. Ein letztes Mal Wäsche waschen, die Schapps und Bilgen füllen, denn Frank soll es während meiner Abwesenheit an nichts mangeln. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nichts, von der rasanten Corona Entwicklung, die wenige Tage später in Spanien zu Ausgangssperren und Flugstornierungen führen sollte.
Geplant war, dass Frank am 29.3. nach Deutschland kommt, um am 4.4. den 80. Geburtstag seiner Mama zu feiern.
Morgen ist unser 1000. Tag an Bord, wie traurig. Es wird keine Flasche Champagner geköpft, die Zeiten sind zu schlimm, die Crew getrennt und separiert. Hoffen wir, dass diese Krise schnell vorüber geht und die Mannschaft sich in Deutschland wieder trifft. Wann wir weitersegeln und wohin, steht momentan in den Sternen.
Ich wünsche Euch allen: bleibt gesund und verzweifelt nicht. Denkt mit aller Kraft an die Zukunft und vergesst uns nicht!
No plan, just options
So ist der Bootsname von unseren australischen Freunden.
Jeder Plan für die kommende Saison, den ich in den letzten Wochen in den Raum geworfen habe, ist jetzt in der Tonne, zwangsläufig reingetreten.
Kein Plan mehr, null Ahnung.
Ich befinde mich in Cartagena, Eva in Deutschland. Ob diese lieben Königskinder wieder zueinander finden werden steht wohl außer Frage. Nur wann?
Hier in Spanien ist die Situation echt übel, fast schon italienisch. Die Einwohner sind ängstlich, aber nicht panisch. Ich bin in Quarantäne auf EIRA und solange ich mich nicht von Bord begebe passiert nichts.
Einkaufen ist natürlich notwendig, aber ohne Handschuhe (gestellt vom Supermarkt), kommt keiner zum Kaufrausch, den es hier übrigens nicht gibt. Alles da, alles normal, auch Klopapier.
Langeweile macht sich breit und ich will auch nicht unnötig rumschrauben, denn never touch a running system.
Ende letzten Jahres habe ich soweit schon alle üblichen Ölwechsel etc. erledigt, Reparaturen ebenfalls. Nun bin ich etwas vorsichtiger geworden, denn Unterstützung ist zur Zeit nicht erhältlich und EIRA funktioniert annähernd tadellos, also lass ich die Mauken wech.
Aktuell sind noch 3 Wochen Ausgangssperre angeordnet und das wird hier sehr ernst genommen. Aus dem Hafen darf ich nicht und ich wüsste zur Zeit auch keinen Hafen weltweit! in den ich reinfahren könnte. Also gelbe Flagge auf der ganzen Kugel sozusagen.
Leider habe ich diese Nacht feststellen müsssen, dass meine Fensterabdichtaktion letzten Herbst immer noch nicht erfolgreich war, was für eine Scheiße. So langsam gehen mir die Ideen aus.
Der Rest ist voll funktionsfähig, immerhin, und der Bewuchs hält sich trotz zwei Jahren Antifouling in Grenzen, krieg ich auch unter Wasser geregelt. Die Frage ist nur wo, s.o. null Ahnung. Man kann natürlich sagen das ist nichts neues bei mir, aber so planlos bin ich eher selten. O A!
Lassen wir uns überraschen. Erfreulich ist, dass meine Familie in Gänze wohlauf ist, was für ein Segen in diesen Zeiten.
Richtig schlechtes Wetter in Cartagena, Regen und höchstens 15° C, mittendrin ein gelangweilter Skipper.
Der einzige Lichtblick ist die neue Batteriebank. Seit Einbau kein Landstrom mehr, egal was wir einschalten und da sind wir die einzigen im ganzen Hafen.
Bleibt gesund, haltet Distanz, schützt eure Mitmenschen.
Frank