Wieder zwischen den Inseln

juhu, wir segeln wieder! Mein kurzer Trip nach Deutschland, zum 80. Geburtstag meiner Mama, Arztterminen und natürlich Treffen mit Familie, Freundinnen

und Freunden, endete am 11.7.21 mit dem krönenden Abschluss der Fußball EM und dem Sieg der italienischen Nationalmannschaft. Sforza Italia. Beim Flug von Rom nach Catania, sah ich die liparischen Inseln unter mir und die Freude wuchs, bald wieder auf unserer Eira zu sein.

Am 12.7. Standen wir früh auf, ich ging zum Markt,versorgte uns mit Frischwaren, verabschiedeten uns von Giuseppe, dem Eigentümer der Marina, und unseren Bootsnachbarn, der SY Columbia und der SY Unisax, die wir am Abend in der Bucht von Taormina wieder treffen wollten. Froh, die Hitze der Stadt verlassen zu können, nahmen wir Kurs nach Norden. Mit einer fiesen kurzen Welle und Wind von vorn, wurde es ein übler Rodeoritt, wir mussten jedoch wegen Wind und Welle den Tag zum Fortkommen nutzen. Es sollte eine Einstimmung auf den nächsten Tag werden, denn da stand die Durchfahrt der Straße von Messina an. Doch zuerst gönnen wir uns eine Boje vor Taormina zum Schnäppchenpreis von 70€, Diskount 10€, mit, das muss man sagen,sehr gutem Service. Der Wind schwächte sich ab und ich konnte Möhrensalat für den nächsten Tag zubereiten, denn wir wußten, es würde spät werden, egal wo wir landen würden. In der Straße von Messina herrscht eine extreme Strömung, sodaß die Durchfahrt gut geplant werden muss, insbesondere auf der Fahrt nach Norden. Nach ruhiger Nacht ging es kurz nach 9 Uhr los.

Die Strömung schob uns nach Norden, wir liefen 7 kn, die Stimmung entsprechend gut. Zu Beginn des Verkehrstrennungsgebietes fingen die Strudel an und Gegenströmung erschwerte das Vorwärtskommen. Per Funk gaben wir die Information an die nachfolgenden Segler SY Columbia und SY Unisax weiter, damit sie sich schon drauf einstellen konnten und am Ruder stehen konnten, wenn der Versatz durch die Strudel einsetzte. Wie wohl Odysseus einst die Durchfahrt erlebte, ohne moderne Navigationsmittel und bei Nebel? Wir jeden Fall mußten uns konzentrieren, denn überall fuhren Schnellfähren, Fähren und Containerschiffe, die alle Vorfahrtsberechtigt sind. Immer wieder wechselte die Strömung, was man am sprudeldem Wasser erkennen kann. Hinter der Hafeneinfahrt kreuzten auch noch Schwertfischfänger unseren Kurs, also Obacht!

Martin, von der Futuro Dos meldete sich permanent auf WhatsApp, um unseren Weg zu verfolgen und unsere Ankunftszeit auf Vulcano zu erfragen. Dabei wußten wir noch nicht, ob wir die Inseln überhaupt heute erreichen würden. Unsere potentielle Ankunftszeit verschob sich immer mehr nach hinten. So machten wir eine Anfrage in der Marina von Palmi, die die beiden hinter uns kommenden Segler auf ihrem Weg nach Rom ansteuerten. Leider hatte diese kleine Marina au dem Festland keinen Platz für uns. So hieß es an der Nordostspitze von Sizilien per Funk Abschied nehmen von Rosita, Bernd, Eva und Andres, schön war die Zeit mit Euch seit Februar. Fair winds and following seas to you!

Wir steuerten entlang der Nordküste Siziliens, wir hatten das Verkehrstrennungsgebiet verlassen und somit hieß es für Frank, Angel raus. Was soll ich euch sagen, wir hatten innerhalb 1 Stunde 2 Bisse, die Fische waren jedoch so klein, dass wir ihnen die Freiheit schenkten. Die Genua bauschte sich im Wind und zog uns vorwärts, Richtung Vulcano. In der Dämmerung endlich, ein kapitaler Thunfisch an der Angel. Das an Bord nehmen gestaltete sich schwierig, weil der Bengel von einem Hai verfolgt wurde. Für ihn hieß das ein verzweifelter Kampf, den er so oder so verlieren würde. Zum Schluß waren wir die Gewinner, aber es dauerte eine Stunde, bis der Kerl an Bord und filitiert war. Verpackt und in die Kühlbox, unsere Ankunftszeit hatte sich auf 24 Uhr verschoben, die Nacht würde auch für Martin und Lupita lange werden, denn sie wollten uns den Weg zum Ankerplatz leuchten.

Wir köderten sie mit der Aussicht, am nächsten Abend frischen Thunfisch für sie zu grillen. Zuerst mussten wir jedoch ankommen, der Kurs sehr hoch am Wind verlangte nochmals volle Konzentration. Fast tuschierte uns ein Catamaran, der uns so nah kam, dass ich die Augenfarbe des Skippers sehen konnte, na ja, fast sehen konnte. Schließlich sahen wir das Ankerfeld an der Südküste von Vulcano vor uns, Spiaggia del Cannitello und die Leuchtzeichen von Martin und Lupita. Der Anker fällt auf ca 10 m, 66 SM liegen in unserem Kielwasser, erschöpft trinkt die Crew ein Bier, versucht, das noch vorhandene Adrenalin aus dem Blut zu bekommen. Nach durchschaukelter Nacht erwartet uns bella vista, ein schöner Lavastrand, eine Strandbar und ein Weingut mit Restaurant warten auf uns als Besucher. Doch zuerst ankern wir um, zwei mal gleich, doch dann liegen wir perfekt. Der Anker greift, der Skipper ist zufrieden, die Eignerin auch. Der LI führt notwendige Arbeiten am Dinghi Motor aus, habe ich doch die richtigen Ersatzteile aus Deutschland mitgebracht. Am Abend pullen wir zu Futuro Dos, mit Thunfisch und Weisswein CDC , marrokkanischen Salzzitronen und dem restlichen Möhrensalat erleben wir einen harmonischen Abend mit Freunden, die wir 2 Monate nicht mehr gesehen haben.

Am nächsten Tag füllt sich die Bucht und Frank und ich machen eine Wanderung entlang der Weinstöcke und Feigenbäume zu den nächsten beiden Buchten. Wir reservieren auf dem Weingut einen Tisch für den Abend und beobachten, wieder an Bord, das Chaos in der Bucht. Da Hauptferienzeit ist, liegen nun außer den Eignerbooten auch zahlreiche Charterer hier, die am nächsten Tag die Boote auf Sizilien abgeben müssen. Das Restaurant erweist sich als erstklassig und der Service ist perfekt, sind wir doch hier oben die einzigen Gäste.

Da sich Gewitter und Regen angekündigt haben, verlegen wir am nächsten Mittag nach Salina. Dort haben wir im einzigen Sportboothafen für 2 Nächte einen Platz gebucht. Futuro Dos kann Wasser tanken und wir genießen dann wegen der weiteren Gewitterwarnung 3 Tage den Liebreiz des Dörfchens. Hier ist das Proviantieren mit Frischwaren einfach, wir grillen wieder Thunfisch und ich erhalte die Möglichkeit, an Bord von Lupita und Martin Handtücher zu waschen, da kann ich natürlich nicht wiederstehen.

Mit einer schönen Brise Wind zieht es uns am Montag mit der Genua nach Panarea, einer weiteren Insel im Archipel der äolischen Inseln. Wir segeln um die Südspitze, sehen mehrere gute Ankerplätze, umfahren ein Bojenfeld Richtung Panarea Hafen um festzustellen, dass es im Südosten schöner ist. Also zurück zum Spiaggo Zimmari. Hier gibt es über der Bucht ein prähistorisches Dorfaus der Bronzezeit zu sehen. Frank repariert an diesem liebreizenden Ort nun final unseren Außenborder, eine Halterung muss ersetzt werden und dann kann der Motor endlich wieder zum Einsatz kommen. Tipptopp, ab heute wird nicht mehr gepullt, sondern wieder unter Einsatz der Ölindustrie sich vorwärts bewegt. Ich bin mental beruhigt, hatte ich doch die letzten Tage eine Gemütsschwankung nach der anderen, ausgelöst von Ereignissen in der früheren Heimat. Nun ist fast alles an Bord vollfunktionsfähig und meine Stimmung steigt rasant nach oben.

Während Frank auf Futuro Dos den Generator repariert, gönnen Lupita und ich uns einen Landtag in der Hitze des Sommers. Zuerst steigen wir die Anhöhe zu den Ruinen eines Dorfes aus der Bronzezeit hoch

und uns zeigt sich die Insel mit ihren hübschen weißen Häuschen, Bergen und traumhaften Buchten und Stränden. Nach dem Abstieg gönnen wir uns eine Erfrischung im Schatten der Strandbar um so gekühlt den Weg zum Hafen von Panarea fortzusetzen. Anstatt die Golfcaddies, die hier als Taxi im Einsatz sind, zu nehmen wandern wir auf Schusters Rappen. Der Ort bietet Boutiquen, Lebensmittel, Restaurants und: Menschen in Hülle und Fülle. Seit Catania habe ich nicht mehr solche Menschenmassen gesehen. Sie schrecken mich ab, am liebsten würde ich mich, wie einst Scotty, zum Boot beamen. Wir nehmen reißaus, bimmeln Frank an und vereinbaren einen Abholservice am Steg des Bojenfeldes. Abends gibt es ein lecker gegrilltes Stück Fisch.

Dann setzt der starke Wind in der Nacht ein und lässt uns hin und her schwanken, manchmal weiß ich nicht, wie wir rollen, aber die Bewegung im Schiff ist heftig. Der stärkere Wind hält den ganzen Tag an, wir wollten ursprünglich nach Lipari, bei der Windrichtung und Stärke keine Option. So verbringe ich den Tag mit Lesen und Dösen, während Frank sich dem Antriebsmotor unserer Osmose widmet. Er muss ausgetauscht werden, waren die Geräusche vor einiger Zeit immer lauter geworden. So bestellte Frank den Austauschmotor bei Joachim Matz in Deutschland, der ihn postwendend zu Guiseppe in den Hafen von Catania verschickte. Die Reparatur war erfolgreich, surrt die Anlage nun wieder wie ein Kätzchen.

Das wurde auf der Überfahrt zurück nach Vulcano getestet. Nun liegen wir bereits seit Freitag unterhalb des Schwefelkraters von Vulcano. Mit Lupita und Martin verbringen wieder einmal einen schönen Abend bei uns an Bord. Sie dienen als Veruchskaninchen für ein neues Rezept, das ich im Zeitjournal entdeckt habe: Zucchinipesto mit Linguine, zuvor Thunfischdip und ein mallorquinisches Dip. Als Dessert musste eine eisgekühlte Melone herhalten. Zufrieden und satt schauten wir dem fast vollen Mond beim aufgehen zu.

Morgens ging es zum proviantieren und orientieren in den Ort, es hatte sich wenig geändert, seit dem wir vor 2 Jahren das letzte Mal hier waren.Da wir zum Abendessen bei den Schweizern eingladen waren, hatte ich einen kochfreien Tag. Mit 4 Ablegern meiner Aloe Vera, die ich vor 27 Monaten von Pascale geschenkt bekommen hatten, machten wir uns auf zu einem vorübergehenden Abschied der Crew der Futuro Dos, die morgen nach Capo d’Orlando geht. Wir wurden lukullisch mit Schweinefilet im Speckmantel, dazu köstlichem Kokosgemüsereis verwöhnt. Den heißen Abend verbringen wir unterhaltsam, während die rote Sonne im Westen untergeht und der Vollmond den Schwefelkrater anstrahlt. Adieu ihr Lieben, wir werden uns wiedersehen.

Nach dem Fare well am Morgen bringt mich Frank an Land. Hier gibt es einen Waschselfservice, den ich nutze, nicht daß Frank die Hemden und Badeshorts ausgehen.

Die Routine des Bordalltags hat mich wieder. Ich bin glücklich zurück auf den liparischen Inseln zu sein. Wir werdn ein paar Wochen rumdümpeln und uns von Ankerbucht zu Ankerbucht schleichen.

Aus Deutschland hören wir keine guten Nachrichten. Starkregen hat dort Dörfer zerstört und Menschen getötet. Unser Mitgefühl gehört den betroffenen Menschen und Angehörigen. Verliert nicht den Mut und die Zuversicht auf bessere Zeiten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß es immer ein Weiter gibt und eine helfende Hand!

Für heute sage ich Danke, für euer Interesse und A DOPO ( BIS BALD ), Eure Eva, unterwegs zwischen den Inseln.

Nachtrag von Frank: Als ich neulich von einem Wunder schrieb, weil es Eva gelungen war einen digitalen Impfausweis nachträglich zu generieren habe ich das Problem, dass diese Azubis in der Entwicklung der App CovPass versagt haben. Obwohl die QR-Codes generiert sind und ich sie auch einscannen kann, akzeptiert die App nicht die Zeitspanne zwischen Infektion, Impfung und scannen. Angeblich ist die Infektion nur bis 18.06. gültig obwohl! ich einen Monat vor Ablauf geimpft wurde. Offensichtlich sind die zu blöd die Zeitabstände abzugleichen. Digitales Deutschland eben, also alles wie gehabt, sie können es einfach nicht

Wunder

gibt es immer wieder, selbst in Deutschland.

Eva erzählt mir heute Nachmittag, dass es ihr gelungen ist meinen positiven PCR-Test und die italienische Impfung in einen mit deutscher App lesbaren QR-Code zu verwandeln. Das ich das noch erleben darf!

Der Reihe nach.

Abfahrt vorbereitet, Unterteil der Toilette gewechselt, hat einfach immer mal gesäpelt, Bunkern, verabschieden, Tränchen verdrücken, das übliche halt wenn man/Frau so lange die Zeit im Winterlager verbringt.

Unsere Abfahrt von Licata währte nicht lange. Nach ca. 1,5 Stunden fallen alle Kontrollinstrumente für den Motor aus, unschön. Der Einfachheit halber schleichen wir, leider gegen den Wind, wieder zurück. War nur ein Kabel lose (- der Stromversorgung aller Instrumente), muss Bube aber erst mal finden. Tags darauf 2. Versuch und diesmal kommen wir zur Südostecke von Sizilien (Porto Palo) und einen Tag später nach Syracusa, genauer Ortigia. Bischen schlammig die Brühe in dem Naturhafen, dafür hält aber der Anker wie Bolle.

Die anschließend notwendige Inbetriebnahme unseres Beibootes, liebevoll ANKIE genannt, gestaltet sich schwierig, der alte Mercury zickt herum. Der kleine 2-Wegehahn zum Umschalten von internem auf externen Tank lässt sich nicht bewegen. Also kurzerhand diese Verbindung gekappt, mit 6-er Schraube relativ fachmännisch verschlossen, kommt halt der große Tank zum Einsatz. Einige Abende mit befreundeten Seglern später, unter anderm auch mit einer privaten Führung durch Ortigia organisiert von Andreas, verholen wir nach Brucoli. An sich eine nette Bucht, leider aber offen nach Nord. Das nötigt uns später mal einen Alarmstart bei bösartig einsetzendem Schwell aus eben dieser nördlichen Richtung ab. Dummerweise in der Abenddämmerung, aber recht souverän gehen wir Ankerauf und verholen nach Augusta, rund 7 Meilen nach Süden, nur nach dieser Richtung offen und wesentlich größer.

Zwischendurch waren wir noch in Catania, danach Taormina, Zwischenstop in Riposto, wieder Brucoli, im Vorbeisegeln noch eben schnell einen kapitalen Thunfisch mitgenommen, immer auf und ab der Ostküste Siziliens.

Ziemlich fangfrisch

Eva fliegt nach D, Mutter besuchen und Geburtstag feiern, Ärzte konsultieren und natürlich auch Freunde besuchen bei der Gelegenheit. Bube bleibt zurück und vertieft Freundschaften zu Segelcrews mit der Einladung zum Thunfischessen und schlägt die Zeit tot bis zur Rückkehr der Eignerin.

Ich liege seit gut anderthalb Wochen in Augusta, der Anker ist wahrscheinlich im Grund festgewachsen und hatte dieser Tage den Flash am Morgen, weil der alte Ätna in der Nacht Blähungen hatte und das ganze! Schiff kohlrabenschwarz war, langweile mich ein wenig und mache mich übermorgen wieder auf die Socken nach Catania, Eva abholen.

Soweit also alles Paletti

In der Kürze liegt Frank’s Würze