Ankern

Eisen versenken, Kette hinterherwerfen, feddich. Und wir machen uns immer einen Kopp wie tief, wieviel Kette, woher kommt der Wind, wird er drehen über Nacht, Grundbeschaffenheit und und und.
Der gemeine Segler referiert auch immer gerne, warum ausgerechnet sein Anker der beste ist. Unzählige Varianten sind erhältlich und wie immer, das neueste Modell ist das Nonplusultra. Wir fahren zur Zeit einen echten old style CQR, ultimativ retro.
Auf Sand hält alles, im Schlick sowieso, auf Stein keiner und im Seegras die wenigsten, CQR zum Beispiel, ätsch.
Da kann man stundenlang kreiseln und ein Fleckchen Sand suchen, vorausgesetzt die Brühe ist nicht trüb oder das Ankerfeld schon so voll, dass nur da geankert werden kann, wo überhaupt noch Platz ist.
So gelangt man irgendwann in der Hochsaison nach Port de Soller auf Mallorca und alle Theorie ist für die Katz. Kaum Raum zum schwojen, der Wind dreht garantiert über Nacht, ist mitunter recht frisch oder einfach weg.
Eine echte Herausforderung, die den einen oder anderen Skipper hier überfordert.
Was ich dann vermisse ist der Test, ob der Anker überhaupt hält. Also Eisen runter, 3 mal Wassertiefe Kette hinterher und langsam Fahrt achteraus bis die Kette steif kommt. Halten und langsam den Hebel aufs Pult, pedal to the metal sozusagen. Wenn er bei Vollast hält, dann je nach verfügbaren Platz wieder hinterher mit der Kette, je mehr, desto sicher, Ankerkralle dran und kühles Bier öffnen. Feddich.
Hier wird gerne nur der Anker geworfen, Beiboot runter und ab ins Dorf, hoch die Kolben. Dafür wird dann mitten in der Nacht festgestellt der Anker hält nicht, Platz suboptimal, da die Felsen oder die Nachbarn nahen und das Spiel geht von vorne los, wohlgemerkt ein Test wird nach wie vor ignoriert, überbewerteter Quatsch.
So durfte ich heute Mittag mit 2 weiteren Mitstreitern ein driftendes Schiff vor der großen Katastrophe bewahren. Lag schon quer auf dem Nachbarn, Ruderblatt in dessen Kette und eine ordentliche Mütze Wind um die Ohren. Der Hammer dann am Abend, Nachbar kommt, erkundigt und bedankt sich, der gedriftete ankert neu, schnorchelt diesmal(!) wo das Ding liegt und das wars.

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Kein Ton, nix, niente. Doof, hatte eine Streicheleinheit für mein Pfadfinderego erwartet, vielleicht sogar eine Flasche Wein.
Okay, seis drum. Heute Morgen schwimmt dafür beim Frühstück ein Hai um unser Boot, kein sone Trümmer wie bei Steven Spielberg, aber eindeutig ein kleiner Bruder, vielleicht anderthalb Meter. Krass und ich segele schon jahrelang in dieser Gegend. Und Feuerquallen, portugiesische Galeeren (noch um einen ganzen Tacken schlimmer als die schnöden Feuerquallen, die auch schon böse aua machen), all so Gelump. Was ist denn hier passiert?
Vor ein paar Tagen hören wir in der Baja de Pollenca über Funk, dass ein Segelboot Maschinenausfall hat, gerade noch so den Anker raushaut und nun viel zu dicht an einem Motorboot liegt. Rüber mit dem Beiboot, Lage gepeilt und weil Wind angesagt war, ankerauf und in freies Wasser geschleppt. Die haben sich mehrfach bedankt und uns später das Buch über ihre Weltumsegelung anno 1984 geschenkt. Toll, das war zu der Zeit noch eine echte Herausforderung, zumal mit 2 kleinen Töchtern.

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Langweilig ist nicht, immer gut zu tun und so langsam nähere ich mich meinem Urlaub (Eva fliegt für 2 Wochen nach Deutschland und ein lieber Freund von uns kommt zu Besuch), bleibt also spannend.