Sardinien

Nachdem wir relativ ereignislos über Taormina durch die Straße von Messina sind (langweilig wie immer) haben wir ausgangs kurzerhand vorm Strand geankert. Alleine auf weiter Flur, keine Partyboote, keine Disco, niente.

Anderntags verlegen wir nach Tindari, am Rande eines Naturschutzgebietes gelegen, herrlich idyllisch. Donnerstags himmlisch, Freitags ok, Samstags fallen die pensionierten Italiener mit ihren ehemals teuren Motoryachten ein und zerlegen die Stimmung nachhaltig. Müssen wir nicht haben und segeln nach Termini Imerese, kein idyllischer Ankerplatz, aber schwellfrei und sicher. Im Eurospin ums Eck werden binnen zweier Tage die Biervorräte (Best Bräu von Oettinger ist deren und meine Hausmarke) und selbstredend auch Lebensmittel aufgestockt. Nach einem weiteren Stop östlich in der Bucht von Palermo erreichen wir San Vito lo Capo, Ausgangspunkt für die Überfahrt nach Sardinien. Kurzes Hallo mit der Crew von PALOMA GRANDE, die wir seit einem Seminar von Trans Ocean in 2017 kennengelernt haben, Wäsche waschen, einkaufen und Abschiedsessen mit Claudia und Gorden von der GLEC im Ristorantino Al Faro und dann erleben wir eine Scheiß Nacht mit gut 20 Knoten Wind und locker 1-2 Meter Welle, die erst gegen 2 Uhr abebbt. Grad seläds (saarländisch für Arsch geleckt) legen wir dann allerdings erst gegen 8 Uhr ab Richtung Sardinien. Gutes Segeln raumschots mit 15 Knoten und endlich der erste Biss.

Ein Mahi Mahi

6 kg Fisch, erlösend, da die Winterlieger in Licata eine Challenge kreiert haben und ich arg im Verzug war. Nun liegen wir im Mittelfeld und können durch die Nacht segeln. Mitten in dieser streikt der Wind und später auch der Autopilot, das heißt Handarbeit für die 2. Wache nach 1 Uhr und das war meine. Wie geil ist das denn?

Das Problem konnte ich während der Fahrt nicht lösen und so durfte ich fast durchgehend steuern. Kurz vor Sardinien der 2. Biss

Tuna mit 15 kg
Fettes Teil

An dem leicht angestrengten Gesichtausdruck erkennbar, das Fischli war schwer wie Sau. Angelverbot meiner Eignerin war sofort ausgesprochen, dafür bin ich jetzt aber ganz vorne an der Spitze der Challenge. Ankunft war dann gegen 1730 in Villasimius und nach Verarbeitung des Fangs, Abendessen und Duschen sind wir mit Pupillenstillstand ins Bett gefallen.

Nach einer ereignislosen Weile segeln wir westwärts Richtung Teulada, vertreiben uns die Zeit und irgendwann telefoniert Eva mit ihrer Mutter und das Gespräch war erschreckend. Kurzerhand wird ein Flug gebucht und wir brechen auf nach Cagliari von wo Eva nach Deutschland fliegt. Ich bleibe noch einen Tag, ersetze die Chinesenpneus am Dinghy durch schlauchlose, ausgeschäumte Chinesenpneus aus dem örtlichen Baumarkt und hoffe, das die Dinger länger halten. Zurück nach Vilasimius warte ich auf günstigen Wind, der mich nach Olbia bläst. Dieser Plan hat gut funktioniert und so hangele ich mich entlang der 1000 m Tiefenlinie nach Norden. Schon am Vormittag der erste Biss und ratzfatz war die Rolle schon fast zu Ende, bevor ich die Fahrt aus dem Schiff nehmen konnte. Muss ein Monster gewesen sein und als ich die Bremse langsam zudrehte, riss das gesamte Vorfach nebst Gummitintenfisch ab. Dumm gelaufen, aber davon habe ich noch eine ganze Tüte voll. Der nächste Biss kam kurz vor der Dunkelheit, hatte das Ding schon an der Gaff und bevor ich ihm eine Schlaufe um den Schwanz legen konnte war er wieder weg. Immerhin war der Köder noch dran, aber das war nicht wirklich mein Tag.

Also schaukele ich weiter durch die Nacht, ereignislos zwar, jedoch hat das auch seine guten Seiten. Im ersten Büchsenlicht so gegen 05:30 rattert die Rolle wieder wie verrückt. Diesmal war ich schneller, direkt in den Wind angeluvt und abwarten. Wieder kurz vor Ende der aufgespulten 1000 m Angelleine gibt der Knecht endlich Ruhe und so fange ich an und drille was das Zeug hält. Mal holt sich der Fisch ein paar hundert Meter mal hole ich mir die wieder zurück. Nach 2 Stunden hatte ich den Fisch endlich am Boot und diesmal besser vorbereitet als am Vortag gelingt es mir den Fang zu retten. Immerhin eine weitere halbe Stunde Kampf, aber dieses Mal habe ich gewonnen. Und so ganz nebenbei, nun führe ich die Challenge.

Gegen 14:00 fällt dann endlich im Golfo Aranci der Anker, gleich neben INFINITY und TB, alte Bekannte aus Licata.

Ich natürlich stolz wie Oscar, der Rest rundherum ungläubig staunend. Sofort kommt die Einladung von Angela und Jost gemeinsam mit Uli zum Mittagessen. Was gibt es, Thunfisch in allen Variationen, gefangen und aufgepasst, geräuchert.

Am Nachmittag wird mein Fang zerlegt und danach falle ich in einen tiefen, erholsamen Schlaf. Da ich Robert vom Nachbarschiff eine gute Portion vom ersten Thun geschenkt hatte, bekomme ich postwendend am daraufolgenden Tag eine Schüssel ihres Abendessens. Ganz lecker und keine Arbeit, cool. Ich weise ihn ein in die tieferen Sphären des Angelns in der Hoffnung all meine Lehrlinge fangen nicht mein Revier leer. Schon tags darauf kommt die PALOMA GRANDE längseits an EIRA und Uli grillt: Thunfisch! Kartoffelgratin, Kasspatzen, Salat und eine große Portion Fisch, muss ja weg das Zeug. So langsam kommt wieder Luft in die Gefrierbox, nichtsdestotrotz ist sie ununterbrochen am Rödeln, war halt viel Zeug auf einmal. Eva kommt am 27.07. zurück, direkt nach Olbia, praktisch. Kann ich mir gemütlich noch ein paar Tage die K.i.c.e. schaukeln und dann ist wieder Schluss mit lustig, auch gut.

Der alte Mann und das Meer

Knappe Sachlage wie immer, ich werde Euch auf dem Laufenden halten

Ciao Frank