Dieser Song von Ella Fitzgerald wird besprochen in Carmen Korn`s Trilogie „Töchter einer neuen Zeit“, die ich in der Reha verschlungen habe und beschreibt recht treffend das derzeitige Wechselbad meiner Gefühle.
Ja, wie ihr schon von Frank`s Artikel wisst, hatte ich am 6.6. einen Schlaganfall. Die ersten Tage waren geprägt von Angst, Verzweiflung und Tränen. Die Zeit auf der Stroke Unit im DRK Krankenhaus war sehr intensiv und hat mich zurück ins Leben gebracht. Die Ergotherapie begann bereits am 7.6., wobei ich die komplette linke Seite nicht bewegen konnte.
Gelähmt, Schockstarre.
Aber Ines, Andrea und Manuel haben meinen Kampfeswillen geweckt und mich in Minimalschritten zu Höchstleistungen gepuscht. Doch dies wäre alles nicht möglich gewesen, wenn mich nicht meine Schwägerin Birgit am Morgen des 6.6. im Bad gefunden hätte und sofort den Ernst der Lage erkannt hatte. Rettung und Notarzt alamiert und ab ins DRK, wo sie wusste, dass es eine Stroke Unit gibt. Sie hat mit den Ärzten gefightet bis ich eine Lyse-Therapie bekam. Wie eine Löwin um ihr Junges kämpft, hat sie für mich mein Leben in die Hand genommen. Sie ist meine Lebensretterin, mein Anker in der Not. Sie hat Frank informiert und es sogar auf die Intensivstation geschafft, obwohl diese wegen Corona nicht zugänglich war, Löwin eben.
Der zweite Lichtblick war, dass ich mit Frank, der noch in Spanien weilte, telefonieren konnte. Step bei Step! Gebettet von der Ergo, daß ich auch mal auf der linken Seite liegen konnte. Welch eine Wohltat, weil es zu Beginn 1 Stunde dauerte, bis ich mich von einer Seite auf die andere drehen konnte.
Ich musste akzeptieren im Rollstuhl zu sitzen, duschen war nur mit Hilfestellung möglich wie so vieles andere auch. Schlucken ging nur mäßig, daher war meine Nahrung auf Schluckstufe 2a reduziert, kein wirklicher Genuß. So war es ein Highlight, als es zur Belohnung all meiner Trainings eine Lasagne gab.
Es geht aufwärts. Werde verlegt auf Station, bekomme Normalkost und meine Schwägerin Birgit darf mich besuchen. Im Wechsel mit meiner Freundin Ute stimmt sie die Besuchszeiten ab und erfüllt mir all meine kleinen und großen Wünsche.
Steil bergauf geht es, als Frank endlich aus Spanien eintrifft. Der Oberarzt ordnet gleich einen therapeutischen Besuch an, yeah, Frank darf zu mir, ohne Quarantäne einzuhalten, mit Abstand, aber egal. Jetzt wird alles gut! Ja, jetzt kehren Lebensmut und Power zurück. Gehe erste Schritte, dusche mich alleine, ziehe mich an und esse ohne Hilfe. Und ja, viele, viele liebe Menschen melden sich bei mir, rufen mich an, geben weiter Auftrieb. Deana, Anika, meine Tante Christel, Dorothe, Georg, Stephan und Stefan, Franz und vor allem auch meine Schwiegermama unterstützen mich täglich und sind allgegenwärtig.
Zudem habe ich das Glück, in Ulrich einen tollen Cousin und Patenkind zu haben, der bei den Schmieder Kliniken für mich einen Platz in der Reha in Heidelberg organisiert. Am Dienstag den 23.6. sage ich tschüß zu Dr. Lamberty und seinem fantastischem Team und werde liegend von den Maltesern nach Heidelberg transportiert.
3 Tage Quarantäne, ein weiterer Covid 19 Test und dann beginnt eine neue Zeitrechnung ohne Rollstuhl und Rollator, gehend, zögerlich und unbeholfen, aber welch ein Fortschritt. Viele Therapien, das Beste vom Besten, viel eingesetzter Schweiß, Muskelkater und Spasmen und ich gehe Frank beim ersten Besuch draußen bereits entgegen.
Ich wechsele von Terraingruppe B zu A, darf erstmals in den Wald, in der Gruppe natürlich, und direkt zu den Mammutbäumen, die Ende des 19. Jhr. hier gepflanzt wurden. Orte der Kraft und der Ruhe, Energiebringer und ja, zurück zu meiner geliebten Bewegung.
Überraschungsanrufe aus der ganzen Welt. Danke Karen, Claudia, Birgit Petersen, Bendi, Anne – Inger, Lisa, Philippa, alle von Cartagena und Licata. Die Welt zu Gast in Heidelberg. Buchgeschenke, Blumengeschenke, What´s App Nachrichten, aus Neckarrems, der Schweiz, Frankfurt, Darmstadt, Schönwald, Eppelborn, Dillingen, Saarlouis, Bubach, Stockweiher, Frankreich, Australien, USA, Norwegen, Schweden, und natürlich aus Heusweiler. Ihr tragt alle zu meiner Genesung bei. DANKE, DANKE, DANKE. Bitte nicht böse sein, wenn ich jemanden nicht namentlich erwähnt habe.
Auch in der Klinik gibt es ganz liebe Menschen mit viel Tiefgang, z.B. Thomas Weiß, evangelischer Pfarrer und Autor, er erholt sich hier seit Monaten von seiner schweren Covid-19 Erkrankung. Von ihm ist folgendes Gedicht für mich:
trocken liege ich
im watt meiner
wünsche es braucht
eine flut
von vogelrufen aus der tiefe
von verklingen im saum damit
ich treibe
Inspiriert von unserer Visitenkarte, unglaublich, und wie passend gerade jetzt.
Demnächst mehr, meine linke Hand ist müde!
Palstek geht schon wieder.
Bleibt gesund, bis bald, ein Rekonvaleszent, der wieder lachen kann