Hurra, wir leben noch

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Entschuldigt, dass wir solange nichts haben von uns hören lassen. Nachdem wir hier in Licata angekommen sind, bin ich gleich nach Deutschland geflogen. Unser Büro wurde 20 Jahre alt, die Party konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Zum ersten Mal musste ich mich um nichts kümmern und konnte das Zusammentreffen mit Mandanten und Mitarbeitern in vollen Zügen genießen. Markus hatte alles bestens organisiert. Familie und Freunde wollten ebenfalls besucht sein und natürlich stand auch ein Termin bei der Friseurin meines Vertrauens an. Ein neuer Haarschnitt und gleich sieht die Welt schon wieder anders aus.

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Zurück in Licata erwartete mich wirklich böses Wetter. Es goß in Strömen, alle Straßen waren überflutet und wir hatten einiges zu tun, das Boot trocken zu legen und danach trocken zu halten. Es ist toll, wenn Eira auf dem Wasser segelt, es ist weniger schön, wenn die Regenmassen sich einen Weg ins Boot suchen. Die ersten Versuche, die Fenster abzudichten, sind leider nicht vollumfänglich geglückt. Dies bedeutet, dass wir wieder von vorne beginnen können.

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Der Oktober hat uns dieses Jahr alles abverlangt. So schön das Wetter im letzten Jahr war, als wir bis Ende November immer wieder einen Tag auf dem Wasser außerhalb des Hafens verbracht haben, so arg gebeutelt wurden wir in diesem Oktober. Die heftigen Regenfälle waren eher regelrechte Sintfluten, dazu gesellten sich Gewitter und Stürme. Wir haben das beste daraus gemacht, uns neu in Licata eingelebt, neue Freunde gewonnen, wieder mit regelmäßigem Sport begonnen und eine Wiederaufnahme unserer italienisch Stunden stand auch auf dem Programm. Langeweile sieht anders aus. Kurz vor Halloween lud uns Syd in sein Appartment ein, damit wir eine Probe seiner Bloody Mary testen konnten, huih, die war very strong. Direkt im Anschluss stürzten wir uns ins Gewimmel eines kleinen Straßenfestes mit tutto di Fauzza, alles rund um die Pizza, mit Musik, Wein und kulinarischen Köstlichkeiten.

La dolce vita inbegriffen. Wir tanzten zu sizilianischen Klängen durch die warme Nacht. Selbst Halloween feierten wir in diesem Jahr. Mehr als 50 italienische Kinder kamen in die Marina um bei Süßem zu feiern, wir Erwachsenen tanzten in die Nacht. Da es unser Hochzeitstag war, machte mir Frank die Freude, obwohl er sonst den amerikanischen Sitten nichts abgewinnen kann.

 

Vor 14 Tagen kamen unsere neuen Segel aus Deutschland an. Wir haben uns, nachdem der Regen endlich aufhörte wie die Kinder gefreut. Riesenpäckchen erinnern uns an Weihnachten und tatsächlich kamen ähnliche Gefühle auf, als wir montags endlich daran gingen, die Neuanschaffung zu begutachten.

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Als erstes haben wir uns mit dem Vorsegel beschäftigt, dieses war am einfachsten zu bergen, das Alte, und das neue hochzuziehen. Das neue Groß hat Frank mehr abverlangt, da eine Schiene an dem Mast angebracht werden musste. 2 Tage schuftete Frank mit tatkräftiger Unterstützung von Axel von der Vega und Gerrit von Mojito. Zahlreiche Mastklettereien standen zu absolvieren.

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Mir bleibt dabei immer wieder die Luft weg, wenn ich sehe, wie unerschrocken Frank die Maststufen erklimmt. Gut gesichert ist selbstverständlich.

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Nach all den Mühen gönnten wir uns sonntags einen Spazierung durch das altertümliche Licata, genial organisiert von Angelo, den wir bereits seit letztem Jahr kennen. Als erstes besuchten wir die Kirche Santa Maria La Vetere. Erbaut um 1500, war sie die bedeutendste Kirche. Gebaut wurde sie im Süden der alten griechischen Stadt. Später übernahmen die Benediktiner diese Kirche. Schöne Fresken, alte Holzarbeiten, selbst eine gut erhaltene Krypta konnten wir sehen. In dieser Krypta wurden die Verstorbenen auf hohle Sitze gesetzt, die Körpersäfte konnten durch die Rinnen abfließen.

Die nächste Station war die alte griechische Stadt, die 282 vor Chr. hier errichtet wurde. Finziada, der Name der Stadt, war Austragungsort des ersten punischen Krieges auf dem Meer vor Licata. Bei Ausgrabungen wurden 7 Häuser gefunden. Die Gegend um diese Hügel ist durchsetzt mit Höhlen und Grotten. Hier lebten in früherer Zeit die Menschen, geschützt vor Sonne und Stürmen. Später wurden die Grotten genutzt um Vieh unterzustellen. In den Weltkriegen hat man die Höhlen dann als Rückzugsorte für die Bevölkerung genutzt, die Gegend war insbesondere im 2. Weltkrieg heiß umkämpft.

Über eine alte römische Straße, mehr Gasse, vorbei an der alten Stadtmauer gelangten wir zur Burg San Angelo, die Licata überragt und 1615 erbaut wurde, auf den Ruinen von Finziade.  In der Nähe der Burg besichtigten wir eine heilige Kirche, die in den Fels hinein gebaut wurde. Natürlich darf bei einer Stadttour die Kulinarik nicht zu kurz kommen. Einheimische haben für uns lecker gekocht, dazu gab es selbstgepresstes Olivenöl von Angelos Frau und Wein von Quignones. Der Beerensaft mundete bestens und so äußerten wir den Wunsch, das Weingut zu besichtigen. In der Marina trafen wir einige Freunde und gönnten uns zurück in der Stadt ein letztes Eis, da hier in Südsizilien die Eisdielen üblicherweise Anfang November schließen. So wurden wir Zeuge einer verspäteten Marienprozession. Da es am 31. Oktober heftig geregnet hatte, wurde Maria einfach Tage später durch die Stadt getragen.

Einen Sonntag später wurden wir am Büro der Marina abgeholt, zum Weingut gefahren und mit einem zweiten Frühstück begrüßt. Dann ging es über Stock und Stein, nur gut, dass wir unsere Bergstiefel dabei hatten, denn der Regen hatte alle Wege aufgeweicht.

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Die Schuhe wurden immer schwerer, der Lehm klebte an den Sohlen. Bei schönstem Wetter genossen wir die Wanderung entlang uralter Olivenbäume, teilweise mehrere hunderte Jahre alt. Die einzelnen Grundstücke wurden durch Agaven getrennt. Wir wanderten entlang von Johannisbrotbäumen, deren Fruchtstände gegessen werden können.

Natürlich probierten wir diese. Aber wir wollten auch die Reben sehen, die Trauben abgeerntet und bereits zu neuem Wein verarbeitet, standen die nackten Weinstöcke auf den Feldern, die Hügel hinauf. Wunderschöne Ausblicke auf das südliche Sizilien waren inbegriffen.

Wir schraubten uns immer höher und 4 Pärchen erklommen den höchsten Bergrücken. Unterwegs sahen wir wilde Orchideen, wilden Fenchel, Mangold und wahrscheinlich noch viel mehr. Oben auf dem Plateau waren wir von wilden Krokussen umgeben.

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Welch eine Fernsicht, welch ein Ausblick. Der Abstieg gestaltete sich etwas schwieriger und so kamen wir hungrig zurück auf das Weingut. Die Bewegung an der frischen Luft wurde gekrönt von einem leckeren italienischen Mittagessen mit all den Köstlichkeiten, die die Gegend bietet: Pizza, geröstetes Brot, diverse Dips, Oliven, frisch gepresstes Olivenöl und vieles mehr. Dazu köstlicher Weißwein, neuer Vino Nero D`Avola, gereifter Nero d´Avola, Sauvignon und vieles mehr.

Als Zwischengang durften wir Rigatoni con Salsicce und Rigatoni con peperoni genießen, den Abschluss bildeten gegrillte Würste und schließlich zur Krönung noch einige Dolci.

Bepackt mit unseren Einkäufen kamen wir zufrieden zurück in die Marina und ließen den Abend an Bord unserer Nachbarn Claire und Andy auf Ula ausklingen.

Nun könnt ihr nachvollziehen, warum wir so lange nichts von uns hören ließen, ereignisreiche Wochen liegen hinter uns. Ich verspreche jedoch, wieder regelmäßig kurze Berichte zu verfassen.

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Buon fine settimana, heißt: schönes Wochenende, wo immer ihr gerade seid.

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3 Kommentare zu „Hurra, wir leben noch“

  1. Hallo
    Das is ja schön, dass ihr noch lebt.
    Wir sind gerade in Capo d’Orlando und machen unseren Kat winterfest.
    Was habt ihr nächstes Jahr Segel technisch vor??
    Gruß
    Bernd

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    1. Hallo Bernd,
      Malta/Gozo-Pantelleria-Ägadische Inseln-Äolische Inseln-Pontinische Inseln oder gleich nach Sardinien. Perspektivisch Richtung Gibraltar bis zum Winter.
      No plans, just options.
      Gruß Eva und Frank

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